Sambia, 31.7.-28.8.2015

Sambia | 3. September 2015 11:27

“Hallo! Kann ich behilflich sein?”, kam der Junge aus einer Dreiergruppe an. “Hm, ah nein danke!” ” Von wo nach wo fahrt ihr denn? Habt ihr die Erdbeben in Nepal miterlebt? Etc…?” Mete beantworte seine Fragen und war sehr erstaunt über den Jungen, so wohl erzogen. Woher weiß er denn über die Erdbeben in Nepal Bescheid? Er strahlte übers ganze Gesicht als Mete ihm sagte das er ihn schon fast wegschicken wollte, da zu viele Jungs in seinem Alter blöd rüberkommen. Er aber habe mit seinen höflichen Art und Weise brilliert und sei sehr symphatisch und alles andere als blöd. Aus ihm werde noch ein sehr erfolgreicher junger Mann, bescheinigte ihm Mete. Der Junge war sichtbar stolz solche Worte zu hören. Seine Kumpel kamen jetzt auch hinzu und waren aus dem gleichen Holz geschnitzt wie er.

Da kam auch schon Dagmar mit einer Schwester aus dem Kloster raus. Herzlich willkommen seien wir im Kloster. Die Jungs verabschiedeten sich, aber Mete rief sie noch mal zurück und gab ihnen jeweils eine Visitenkarte in die Hand. Sie können sich melden falls sie fragen haben sollten und lobte die Jungs nochmal bei der Schwester. So verbrachten wir einen schönen Abend mit den Nonnen im Kloster der Sisters of Charity of Ottawa. Ein schöner Start in Sambia.

Am nächsten Tag standen Einkaufen und Geldwechseln auf dem Plan denn Sambia hat zwar mehr Einkaufsmöglichkeiten als Malawi, aber das Land ist mit knapp 15 Millionen Einwohnern nicht besonders dicht bevölkert. Kaum fuhren wir nach Chipata rein gab es direkt einen Shoprite Supermarkt sowie einen Obst- und Gemüse- Straßenmarkt.

Die ersten Geldwechsler kamen auch schon an. Wir hoben dann Geld von einem Automaten ab und wollten eigentlich unsere restlichen malawischen Kwacha in einem Wechselbüro wechseln aber das war am Samstag geschlossen. Auf die Geldwechsler hatten wir eigentlich keine Lust denn zu oft sind sie zu nervig. Aber wir riefen dann doch den einen Geldwechsler, der schon öfter zu uns ankam, rüber.

Natürlich kommen die dann wie so oft zu zweit. Nach kurzem Handeln einigten wir uns auf 15 Sambische Kwacha für 1000 Malawische Kwacha. So gaben sie uns dann das Sambische Geld und Mete ihnen das Malawische. Dann hieß es auf einmal: “Ne ne, das ist zu wenig was du uns da gegeben hast!” So rechnete Mete ihnen wieder vor. “Nein!”, hieß es, und sie packten dann ihren Rechner raus und rechneten zu einem anderen Kurs. Mete, schon etwas genervter: “Hey Jungs wir haben uns doch gerade auf einen Wechselkurs von 15 geeignet und nicht 12!”

Die beiden Wechsler wurden schon etwas lauter und wurden dann ausfallend und beleidigend. Mete ließ sich nicht einschüchtern und beleidigte genauso zurück. Ein lauthalser Streit brach aus. Am Ende forderten wir unser Geld zurück: “Rückt unser Geld wieder raus und verschwindet!” Die beiden gaben uns das Geld wild gestikulierend wieder und gingen schimpfend weiter. Mete rief ihnen dann auch noch einige Beleidigungen hinterher.

So fuhren wir dann weiter und nach ca 500 Metern fragte Dagmar: “Sag mal, hast du eigentlich das Geld gezählt?” “Nein”, und siehe da, das war deren Masche. Einen Streit starten damit man sauer und unachtsam weiterfährt. Hat ja auch funktioniert. Mete immer noch sauer: “Ok, los zurück zu diesen (zensiert) Mistkerlen.” Die waren natürlich schon weg und die anderen Geldwechsler kannten sie angeblich nicht. “Ok, wir holen ganz einfach die Polizei!” “Ja, ok wir können euch helfen.” “Wie denn?” Keine Antwort. “Wir holen die Polizei, macht euch mal keine Mühe.”

Wir machten deutlich das wir die Polizei wirklich holen möchten, fuhren los und wer kommt da um die Ecke? Eine Straßenpolizistin. Wir erklärten kurz und eine Minute später waren wir wieder bei den Typen. Die Polizistin fragte nach dem Betrag und die anderen Geldwechsler zahlten sofort. Mete zur Polizistin: “Ich möchte das aber trotzdem anzeigen, denn morgen machen die das mit den nächsten Touristen.” Jetzt wurde die Situation wieder etwas angespannter. Die Polizistin meinte, das solle doch jetzt ok sein denn wir haben ja unser Geld wieder. Mete bestand auf den Namen der Polizistin die schon ziemlich eingeschüchtert wirkte und sagte “Gut dann gehen wir selber zur Wache und melden das.” Die Polizistin: “Das wird aber sehr lange dauern bis etwas passiert, wenn überhaupt, denn ihr habt ja euer Geld wieder.” “Wir zeigen das aber trotzdem an.” Die Typen wurden immer nervöser und lauter.

Wir sind dann zur nächsten Wache und dort hieß es, die Polizei werde sich bei uns melden. Wir haben aber noch keine Handynummer, ist doch erst unser zweiter Tag hier. Es war klar, passieren würde hier wirklich nichts. Die Polizistin war zu eingeschüchtert und auch bei der Wache hatten die wohl andere Sorgen als einem Trickbetrug nachzugehen. Mit ziemlich schlechter Laune ging es dann weiter.

Den Vorfall mußten wir von uns abschütteln um wieder offen für Land und Leute zu werden. Die Rufe der Kinder wurden langsam von “Muzungu!” zu “How are you?” und uns viel auf das stehts ein Elternteil zu sehen war. Erst wurde den Kindern zugewunken und dann den Eltern. Es wurde zunehmend freundlicher und oftmals hieß es “Good morning Madam, good morning Sir!” :-)

Am Abend gingen wir dann zu einer Schule zwecks Übernachtung. Die Kinder kamen natürlich wie sonst auch angelaufen aber nicht mehr so hysterisch. Mete suchte die Direktorin und zur gleichen Zeit kam eine weitere Lehrerin auf die Dagmar zu. Mit nur einem kleinen Satz waren die Kinder ruhig und lieb. Unser Klassenzimmer konnten wir nicht abschliessen aber die 3 Lehrerinnen versicherten das es nicht notwendig sei. Es sei sehr sicher hier. Am nächsten Morgen mußten wir dann beide im Zelt lachen als wir unser Malawisches Geld nochmal nachzählten. Der bekloppte Geldwechsler hat uns wohl umgerechnet 2,50 USD zuviel zurück gegeben. Da haben wir mit deren Betrugsversuch noch Gewinn gemacht. Hehe.

In Katete trafen wir eine englische Familie auf der Strasse die wir nach einem Restaurant Tipp fragten. Anne, die Tochter, hat auch schon mal eine Fahrradtour durch einige europäische Länder gemacht und da sie Medizin studiert ist sie derzeit als Freiwillige in einem örtlichen Krankenhaus tätig.

Wir waren gerade im Gespräch vor einem Kiosk und da es ja Sonntag war kamen schnell die ersten Besoffenen an und wollten etwas. Der erste Typ ist ziemlich bald von Mete weggeschickt worden. Dann hockten wir unter einer Terasse zusammen und unterhielten uns. Schon wieder kamen zwei Typen an, einer mit einer kleinen Flasche Schnaps. Sie schüttelten brav die Hände mit uns allen und sagten sie seien Polizisten und würden für den Staat arbeiten. Nach ca 3 Minuten meinte der eine: “Äh Sir… wir benötigen deine Hilfe.” ” Ach was braucht ihr denn?”  “Äh wir brauchen Geld, für Bier.” Naja ehrlich sind sie wenigstens.

Wir checkten in der Tiko Lodge ein in der auch die Familie untergebracht war. Die Lodge ist Teil eines Community Projektes welches von der deutschen Elke vor nun mehr über 20 Jahren ins Leben gerufen wurde. Elke, ihr Engagement und Durchhaltevermögen trotz all der Schwierigkeiten die ihr der afrikanische Alltag so beschert, hat uns sehr beeindruckt.

Ein paar Tage später schlugen wir unser Zelt in einer Schule auf. Irgendwie waren wir uns nicht so sicher ob wir hier wirklich zelten möchten. Die Schule lag direkt an der Hauptstraße und schon auf dem Weg zum ersten Lehrerhaus kamen zuviele Leute an. Das gefällt uns in der Regel nicht so gut denn dann muß man auch auf zuviele Leute acht geben. In dem Fall hier waren es einfach neugierige Jugendliche oder irgendwelche Verkäufer. Die Mäuse im Kochtopf hatten es uns aber nicht so besonders angetan. Noch hätten wir zur Kirche nebenan gehen können aber waren dann doch schon auf dem Weg zur Direktorin.

In Sambia ist es auffällig wie viele Lehrerinnen es gibt. In den Ländern zuvor waren es überwiegend Männer die unterichteten. Die Direktorin und ihr Mann empfingen uns sehr freundlich. Dann brachte sie uns in Begleitung von mittlerweile 20 Kindern zu einem Klassenzimmer welches man auch nicht absperren konnte. Sie gebe aber der Polizei Bescheid dass wir da sind. In ihrem Gästebuch, welches sie uns zeigte, war ein Eintrag von einem Schweden der eine Frau von hier geheiratet hatte. Bei ihrem letzten Besuch hatten sie Geschenke wie Stifte, Hefte, Fußbälle etc etc mitgebracht.

Nach einiger Zeit hatten wir uns im Klassenzimmer eingerichtet und anders als zuvor gingen die Kinder nicht mehr weg von den Fenstern. Unaufhörlich riefen sie irgendetwas durch die kaputten Fenster und in so einem Klassenzimmer hallt es ganz schön. Wir riefen die Kinder dann zu uns und wollten ihnen unser Zelt etc zeigen damit die Neugierde gestillt ist und wir bald unsere Ruhe haben. Die Kinder wollten aber nicht ins Klassenzimmer rein, zuviel Angst hatten sie. Sie möchten jetzt aber ihre Geschenke haben. Wir erklärten ihnen dass wir keine Geschenke hätten und da sie uns nicht glaubten zeigten wir ihnen sogar unser Fahrradtaschen. Je länger sie auf Geschenke warten mußten umso lauter und frecher wurden sie. Später, nachdem wir sie nun schon mindestens 10 mal gebeten hatten nicht ins Zimmer reinzurufen da es sehr laut war, wurden sie immer mutiger und spielten Katz und Maus mit uns.

Wir hatten heute extra einen kurzen Tag eingelegt da wir uns beide müde fühlten. Das scheinen die Kinder irgendwie gewusst zu haben und trieben es immer doller. Nachdem sie merkten das wir die Direktorin nicht holen würden, sondern nur damit drohten, fingen sie an Steine durch die kaputten Fenster ins Klassenzimmer zu werfen. Die Kids waren immer aufgeregter. Von uns ging ja keine Gefahr für sie aus. Alle Versuche sie irgendwie zur Ruhe zu bringen schlugen fehl. Reden ging auch nicht da sie blitzschnell wegliefen.

Als Mete wieder mal draußen war lief eines der Kinder promt in seine Arme. Mete schnappte den ca 12-13 jährigen Jungen. Da wir ja noch zu Abend essen wollten sollte sich die Direktorin um die Bande kümmern. So lernten die Kinder auch das Fehlverhalten vielleicht doch Konsequenzen hat. Also hin zu ihrem Haus,  ca 15 Kids gingen mit. Die Direktorin kam dann in Begleitung ihres Mannes raus und Mete bat sie doch ein Wörtchen mit den Kids zu reden. Ihr Mann wollte wohl behilflich sein und fährt den Jungen erst an, der stammelt irgendetwas von einem Ball  und der Mann der Direktorin knallt dem Jungen mit voller Wucht eine Ohrfeige ins Gesicht!!! Oh! Mete zieht den Jungen schnell zu sich in seine Arme um ihn zu schützen denn die Direktorin wollte ihm auch noch fast eine runter hauen. Wow, damit hätte Mete nicht rechnen können. Von nun an blieb der Junge beim Mete der sich zig mal beim Jungen entschuldigte und ihm über die Wange strich. Das ihm jemand über die schmerzende Wange streichelt wird der Junge warscheinlich auch noch nicht erlebt haben. Von seiner Reaktion her schien er es dem Mete nicht übel zu nehmen das er stellvertretend für alle anderen eine Ohrfeige bekam. Nun fühlte sich der Mete den ganzen Abend schuldig für diese Szene.

Ein anderer Schulleiter erklärte uns zwei Tage später das es so gehandhabt wird denn anders sei denen nicht beizukommen. Unsere Maßnamen wie Stubenarrest, Fernsehverbot oder Vereinsverbot gibt es hier ja nicht, denn Fernseher oder Sportvereine sind Dinge der Wohlhabenden. Die Kids hier haben nicht mal einfaches Spielzeug. Daher spielen sie Katz und Maus und wer erwischt wird weiß warscheinlich schon was ihm blüht.

Nun standen wir auch schon an den Pforten zu Lusaka wo wir vom kanadischem Radlerpärchen Karine und Matthias erwartet wurden. Die beiden hatten bereits schon Besuch von Karines Bruder und seiner Frau. So bekamen wir das Haus von Karines Chefin die gerade auf Heimaturlaub in Kanada war. Eine solche Luxusvilla kann man sich kaum vorstellen in einem Land wie Sambia. Noch weniger allerdings das wir da mit jeder Selbstverständlichkeit bei Leuten, die uns nicht mal zu Gesicht bekommen, einquartiert werden. Unsere Gastgeber sind superherzliche Leute und voller Vertrauen in andere Menschen. Wir hatten natürlich Schlüssel zu beiden Häusern die gegenüberstehen und pendelten hin und her je nach dem was wir brauchten. Am ersten Abend gingen wir gemeinsam mit weiteren Freunden der beiden in ein tolles Restaurant in der Nähe. Max und Marie, Bruder und Schwägerin von Karine möchten nochmal etwas exotisches Essen. Auf der Speisekarte findet man Zebra, Antilope und diverse andere afrikanische Spezialitäten. Da wir schon lange kein gutes Essen mehr hatten waren wir nicht so experimentirfreudig und so lachte uns eher der Fisch und das Filetsteak an. Das beste Essen seit zig Monaten.

Ab Lusaka wurde das Reisen in Sambia für uns immer leichter. Die Gegenden durch die wir radelten kamen uns ruhiger und entspannter vor. Kurz vor Mazabuka wurden wir gar von den Farmern Doug und seiner Frau Sonya in ihr Gästehaus eingeladen.

Das Aids und HIV ein großes Problem in Sambia darstellt hört und liest man ja. Nur im Alltag sieht man die Ausmaße dieser Krankheit nicht unbedingt. Aidswaisen sind optisch nicht ausmachbar, Infizierte auch nicht. Wir aber waren erstaunt über die Anzahl der Menschen die auf ihre Medikamente warteten als wir die Krankenstation einer Mission, in der wir nächtigten, am nächsten Morgen verließen. Die Medikamente werden kostenfrei vergeben. Ebenso wie Verhütungsmittel sofern beide Partner gemeinsam vorsprechen und sich zuvor eines HIV Tests unterziehen, so hörten wir von einer Frau die mit ihren 30 Jahren bislang nur ein Kind hat, was in Sambia aber immer noch die Ausnahme ist.

Einige Tage später fuhren wir nach Livingstone hinein. Hier genossen wir ausgiebigst das Touristendasein inklusive unserer täglichen leckeren original italienischen Eisration bei Stefano (Restaurant und Gelateria Da Canton). Die Victoria-Wasserfälle besuchten wir natürlich auch, aber das hätten wir uns auch sparen können, denn der Zambezi führt in der jetzigen Trockenzeit kaum Wasser und mit wenig Wasser gibt es halt auch nur wenig Wasserfall.

Dorfbrunnen

Dorfbrunnen

Dorf

Dorf

mit Elke von der Tiko Lodge

mit Elke von der Tiko Lodge

Wir zelteten in dieser Schulbiliothek welche von der Bill Gates Foundation gesponsort wurde. In diese Grundschule auf einem Dorf gingen 700 Schüler welche sich in Schichten unterrichtet werden mussten da es nur 3 Klassenräume gab.

Wir zelteten in dieser Schulbiliothek welche von der Bill Gates Foundation gesponsort wurde. Genutzt wird sie aber kaum.

Dorfladen

Dorfladen

unterwegs

unterwegs

in einer abgelegenen Gegend wird Wasser aus einem Wasserloch in einem Flussbett geschöpft

in einer abgelegenen Gegend wird Wasser aus einem Wasserloch in einem Flussbett geschöpft

in einer abgelegenen Gegend wird Wasser aus einem Wasserloch in einem Flussbett geschöpft

in einer abgelegenen Gegend wird Wasser aus einem Wasserloch in einem Flussbett geschöpft

Das Haus des Pfarrers in dessen Dorfkirche wir übernachteten

Das Haus des Pfarrers in dessen Dorfkirche wir übernachteten

Der Pfarrer mit zwei seiner Töchter

Der Pfarrer mit zwei seiner Töchter

Unsere Warmshower Gastgeber Karine und Matthias in Lusaka

Unsere Warmshower Gastgeber Karine und Matthias in Lusaka

Unser Camp in einem Krankenhaus

Unser Camp in einem Krankenhaus

Camp bei einer Familie

Camp bei einer Familie

Die Victoria-Wasserfälle, in der Trockenzeit gibts nicht so viel Wasser

Die Victoria-Wasserfälle, in der Trockenzeit gibts nicht so viel Wasser

Die Victoria-Wasserfälle

Die Victoria-Wasserfälle

Paviane bei den Victoria-Fällen

Paviane bei den Victoria-Fällen