Caprivi-Zipfel, 5.-13.9.2015

Namibia | 20. Oktober 2015 21:19

Schon in Tansania meinte ein Südafrikaner den wir unterwegs trafen, das die Leute in Namibia sich rührend um ihre Besucher kümmern. Da schauen wir mal ob der Gute recht haben sollte… Wir hatten die Plane auf der wir unser Mittagessen zu uns nahmen gerade zusammen gepackt als uns Radimar aus seinem Wagen heraus ansprach und fragte ob es uns gut geht. “Ja alles prima, wir brauchten nur etwas Schatten.” So kamen wir ins Gespräch und er gab uns Tips wo in Namibia man was machen und sehen kann. Seine Einladung zu sich nach Hause lehnten wir dankend ab da wir heute wohl keine 70km mehr machen würden. Das Wasserangebot nehmen wir sicherheitshalber an da wir nicht wußten wie es mit der Versorgung in dem dünnbesiedelten Land steht. Er werde uns welches auf dem Weg zukommen lassen. 25 Km weiter kam er dann wie versprochen und brachte uns Wasser.

Kaum war Radimar wieder weggefahren stoppte auch schon das nächste Auto. Diesmal war es Robert der uns ebenfalls zu sich nach Hause einlud. Da der Wind gedreht hatte und uns nun zur Hilfe stand sagten wir zu obwohl es immer noch gute 30 Km bis Katima waren. Kurz darauf kam Robert zurück und fragte ob wir denn nicht unsere Räder in seinen Transporter packen möchten. Er machte sich Sorgen um unsere Sicherheit da es bald dunkel wird und man dem Verkehr auf den Straßen hier nicht trauen kann. Da wir heute morgen ja eh schon auf einen LKW aufladen mußten um durch den Chobe Nationalpark in Botswana zu kommen kam es auf die 30 Km auch nicht mehr drauf an und so fuhren wir mit.

Robert ist vor 20 Jahren von Deutschland nach Namibia ausgewandert und lebt nun mit seiner Frau Marlene In Katima. Marlene freute sich sichtlich über Besuch im Schlepptau von Robert. Nach dem Abendessen meinte Robert wir könnten doch seinen Jeep nehmen und morgen die Gegend erkundschaften. Es gäbe hier riesige Elefantenherden. Da wir ein wenig Unsicherheit zeigten im Umgang mit einem Allradfahrzeug in der Wildnis rief Robert seinen Freund Luke an und fragte ob er denn nicht mitfahren möchte?

So machten wir uns dann zu dritt auf den Weg und mit den Elefanten hatten Robert recht, so viele auf einem Fleck hätten wir uns nicht einmal erträumen können. Luke der sich sehr gut hier auskennt lotste uns sicher durch die Gegend und wir hatten wieder mal ein unvergessliches Wildlife-Erlebnis.

Tags drauf sortierten wir uns für unsere Weiterreise und waren kurz alleine in der Kleinstadt unterwegs. Allerdings hat uns die Atmosphäre nicht  besonders gefallen. Es war nicht besorgniserregend aber von einer Leichtigkeit und Enspanntheit wie wir sie noch in Kasane oder Livingstone verspürten war hier nix zu sehen.  Das sollte zu unsere Verblüffung erstmal eine Weile lang so bleiben. Wir fühlten uns auf dem gesamten Caprivi-Streifen irgendwie nicht willkommen.

Als wir an einem Tag in Divundo um halb sechs abends ankamen sahen wir das der Campingplatz, von dem wir so viel Gutes gehört hatten, noch 14km außerhalb lag und der Weg dorthin war auch nicht geteert sondern nur ein unbefestigter Feldweg entlang des Flusses,  das heißt im besten Fall 1,5 Stunden entfernt. Hm gut, schauen wir mal ob wir bei der Polizei unser Zelt aufschlagen können? Die stellvertretende Komandeurin war aber so was von zum Kotzen das wir nach 5 Minuten wieder raus gingen. Ihre unmögliche Art und Weise Leuten gegenüber, die aus Sicherheitgründen nach einen Zeltplatz fragen, ist gegen geltendes Gesetz in Namibia. Gerade wo erst vor kurzem noch ein Pärchen attackiert und der Mann umgebracht wurde die ebenfalls hier irgendwo im Caprivi gezeltet hatten.

So gingen wir zur Kirche aber da war niemand zu finden. Der junge Mann auf den wir trafen rief bei dem Priester an, dieser allerdings bestellte uns zur Mission die ebenfalls noch 15Km den Fluss  entlang entfernt war. Also auch zu weit bei dieser sandigen Piste. Wir bedankten uns bei dem jungen Mann und wollten weiterfahren als dieser meinte er habe vielleicht einen sicheren Platz und wir könnten ja mal schauen ob es unseren Ansprüchen genügen würde. Da er eh zu seiner Mutter wollte konnten wir sein Haus, das aus einem Raum bestand, haben. So mieten wir sein Zimmer und richteten unser Lager auf dem Boden aus.

Als er Mete zum Supermarkt begleitete machten sich die jungen Männer auf dem Sportplatz, ca 40 an der Zahl, über ihn lustig. Auf die Frage was die Leute so sagen würden hieß es, sie machten sich lustig über ihn da er mit einem Weißen unterwegs ist.

Diese Kluft zwischen Schwarzen und Weißen spüren wir hier im Caprivistreifen öfter mal. Natürlich ist nicht jeder gegen uns und auf nette Menschen treffen wir auch. Die Polizisten in der nächsten Ortschaft z.B. waren sehr höflich und hilfsbereit. Nur das wir in der Kirche zuvor nicht unterkamen und der Kirchenmitarbeiter sich nicht einmal die Mühe machte den Priester anzurufen um zu fragen ob wir in der Kirche nächtigen könnten, ist uns die letzten 5 Jahren nicht passiert. Wir könnten ja draußen vor der Kirche unser Zelt aufschlagen, meinte er. “Ist es den sicher genug hier draußen?” ” Nein, ist nicht sicher.” Aha …

Auf dem Weg Richtung Rundu sahen wir eine Gruppe vor einem Dorf die sich wohl gerade stritten. Es sah so aus als ob sie kämpften? Es war noch nicht ganz auszumachen was da gerade los war. Wir beobachteten die Situation im Vorbeifahren und tatsächlich die Leute gerieten aneinander. Ein Mann und eine Frau rangen schon am Boden, es wurde hektisch wir versuchten die Situation zu verstehen. Als die Frau gerade auf die Beine kam trat ihr einer ins Gesicht und wir sahen dass ihre Hände gefesselt waren! Wir stoppten sofort denn jetzt war klar das hier ist ernst. Als Mete zur Gruppe lief um der Frau zu helfen gingen sie respektvoll einen Schritt zurück.

Mete half der Frau hoch und da sagte einer “Sie ist geisteskrank und hört nicht auf uns anzugreifen!” Sekunden später merkten wir dass der Mann Recht hatte. Mete beruhigte die Frau und die Männer so gut es ging. Einer meinte dass sie versuchen die Frau in ein Krankenhaus zu bringen da sie völlig unzurechnungsfähig ist und die Männer hier umbringen wollte. Die Männer waren ihr Ehemann, Vater und Bruder. Immer wieder attakierte die Frau, Mete hielt sie auf, da kam der Bruder mit einem langen Knüppel an. Also Frau zur Seite schieben und den Bruder aufhalten, oje oje oje, da hatten wir ja beide Hände voll zu tun mit der Familie hier. Dagmar stoppte ein Auto um die Polizei zu holen. Das war sich als schwerer als gedacht aber mit mehreren Telefonaten schafften wir es dann doch dass sich Beamte auf den Weg machten. Der Ehemann der Frau erklärt nochmals die ganze Situation und bedankte sich herzlich bei uns mit den Worten daß wenn wir nicht eingeschritten hätten die Situation wohl sehr schlimm geendet hätte. Er selbst wirkte etwas hilflos. Eine sehr traurige Situation.

Nachdem wir in Rundu unser Zelt im Hof von Konrad, Hilde und Elton aufgeschlagen hatten erzählte Hilde uns dass nicht jeder hier so nett sei wie sie denn die Leute hier würden sich nicht unbedingt mit uns Weißen abgeben. Sie, ihr Mann und der Besitzer des Hauses waren aber wirklich sehr nett.

Der Caprivi-Streifen hatte sich für uns als viel anstrengender entpuppt als erwartet und so waren wir froh dass wir nach zwei weiteren Radeltagen diese Gegend endlich hinter uns gelassen hatten.

mit Robert und Marlene

mit Robert und Marlene

Elefanten im Caprivi

Elefanten im Caprivi

Elefanten im Caprivi

Elefanten im Caprivi

unterwegs mit Luke

unterwegs mit Luke

Vorsicht Elefanten!

Vorsicht Elefanten!

Vorsicht Wildhunde!

Vorsicht Wildhunde!

traditionelle Häuser im Caprivi

traditionelle Häuser im Caprivi

alt versus neu

alt versus neu