In Richtung Südost-Anatolien, 4.-22.8.2013
Durch die zentral-anatolischen Berge näherten wir uns immer mehr den rein kurdisch besiedelten Gebieten im Osten der Türkei. Die teils kräftigen Steigungen, starker Gegenwind, extreme Hitze, manche nervige Diskussion (den Gipfel davon hatten wir euch im letzten Bericht schon erzählt) und zu guter letzt eine Erkältung die sich Dagmar zugezogen hatte setzen uns zu und ließen uns langsamer als gedacht vorankommen. Aber die schöne Landschaft und vor allem die vielen herzlichen und gastfreundlichen Menschen auf dem Weg ließen all dies immer wieder schnell in Vergessenheit geraten.
Hier möchten wir euch einige dieser lieben Leute kurz vorstellen:
Nachdem wir an einer Tankstelle gezeltet hatten ging es frühmorgens erstmal einen steilen Hang hoch wo wir natürlich auch mal kurz verschnaufen mußten. Die Zunge hing so aus dem Mund als wir links auf der anderen Straßenseite eine Frau zu uns rüberwinken sahen. Sie winkte uns zu sich und rief “Kommt rüber!” Wir schauten etwas verdudzt, wollten aber die gute Frau nicht einfach so da stehen lassen und fuhren kurz zu ihr rüber auf ein Schwätzerchen.
Die Gute machte das Gartentor ganz weit auf so dass wir unsere Räder drinnen abstellen konnten. Wir dachten wir setzen uns kurz auf das Sofa vor der Tür aber Semiha nahm uns am Arm und meinte wir sollten doch lieber in die kühlere Wohnung rein. Da kam auch der Rest der Familie und innerhalb von Minuten hatte ihre Schwiegertochter den Tisch gedeckt und wir frühstückten mit der Familie die wir noch keine 5 Minuten kannten.
An einer Raststätte in Kangal (hier werden die großen gefährlichen Hirtenhunde gezüchtet), wo wir über Nacht blieben, trafen wir am Abend auf den Saisonarbeiter Halil der eigentlich in Antep zuhause ist. Auch von ihm, und seiner netten und sehr offenen Art waren wir sehr angetan und Mete versprach ihm dass wir ihn auch mal in Antep besuchen werden.
Auf halben Weg zwischen Kangal und Malatya, also im mitten von Nichts, suchten wir vergeblich einen Platz unweit der Straße wo wir unser Zelt aufschlagen könnten. Die nächste Tankstelle/Raststätte war zu weit und an einem Brunnen wo wir unser Wasservorrat auffüllten hieß es wir sollten in der Gegend besser nicht wildcampen. Die Angaben die wir für den weiteren Weg bekamen stimmten natürlich auch nicht so ganz den anstelle von “nur bergab” fuhren wir komischerweise noch ein gutes Stück nur bergauf. So stellten wir uns darauf ein die Nacht mit Wolfsgeheul zu verbringen.
Aber nach nur ein kleines Stück weiter sahen wir einen Mann zwischen Aprikosenbäumen stehen. Mete ging rüber und fragte ob wir in der Plantage zelten dürfen. “Natürlich!” war die Antwort und wir sollten den Feldweg reinfahren. Gesagt getan und so standen wir auf der anderen Seite des Feldes an seiner Garteneinfahrt. So gleich kam auch seine Frau (Dönde) raus und freute sich sehr dass ihr guter Mann (Zihni) Besuch gebracht hat. Sie meinte sie habe alles Geschirr nochmals gespült da sie das Gefühl hatte es würde noch jemand zu Besuch kommen Bedingt durch die Herzlichkeit der beiden fühlten wir uns sogleich heimisch als ob wir die beiden schon seit längerem kennen würden. Dönde meinte: “Als ob ich euch draußen zelten lassen würde? Ts ts, ich habe doch ein Gästezimmer!” Am nächsten Morgen kam noch ihr Sohn mit weiterer Verwandtschaft und wir konnten uns vor Lachen teilweise kaum halten.
Vor den Pforten zu Malatya lernten wir Hasan den Besitzer eines Gartenrestaurants kennen. Er war sehr angetan von unsere Reise und lud uns in sein Restaurant ein wo wir auch seine Frau Yesim kennelernten. Hasan hatte uns viel zu erzählen bis hin zu seiner fast Eröffnung des ersten McDonalds in Malatya. Dies scheitere daran das sein McDonalds zu nahe an der Statue vom Atatürks Nachfolger Ismet Inönü gestanden hätte und daher trotz Fertigstellung erst gar nicht eröffnet wurde. Im weiteren Verlauf des Abends lernte Mete auch noch Hasans Freunde und Sohn über Telefon kennen.
Weitere nette Begegnungen unterwegs:
Nun sind wir in Diyarbakir angekommen, der kurdischen Hauptstadt in Südost-Anatolien. Hier ruhen wir uns für ein paar Tage aus und genießen sehr die angenehme Atmosphäre in den Strassen. Dagmars Geburtstag feierten wir beim Abendessen in einem netten Restaurant und als Kuchenersatz hat Mete Dagmar eine extra große Portion Baklava organisiert Endlich haben wir hier auch neue Flip Flops für Dagmar gefunden nachdem die alten vor ein paar Wochen (wie berichtet)einem Hund zum Opfer gefallen waren. Wie sehr man auf einmal so eine simple Sache wie Badelatschen zu schätzen weiß, unglaublich!
In der Karawanserei, in der wir schon mit einigen anderen Reisenden wie z.B. 3 Backpackern aus der Slowakei und einem Pärchen aus der Schweiz auf einen Tee einkehrt waren, trafen wir an einem weiteren Tag die Brüder Süleyman und Osman. Die beiden saßen am Nachbartisch und unterhielten sich auf kurdisch. Irgendwann schaute Osman zu uns rüber und fragte: “Redet ihr Deutsch?” So stellte sich heraus dass die beiden aus Bielefeld sind und ihren Urlaub hier verbringen. Mit den beiden hatten wir eine nette Zeit und trafen uns auch noch am nächsten Tag auf ein gemeinsames Frühstück.