Willkommen in Südamerika, 9-18/8/11

Kolumbien | 19. August 2011 02:55

In Pereira hieß es für uns am Flughafen erstmal auspacken und die Räder welche wir für den Transport halb auseinander geschraubt hatten wieder zusammenzusetzen.

 

Bereits nach einer Stunde war dies erledigt und wir machten uns auf zu unserer Couchsurfing Gastfamilie von Clemencia. Die Stadt machte einen sehr modernen und wohlhabenen Eindruck, kein Wunder waren wir auch mitten im Kaffeeanbaugebiet und somit wohl in einer der reichsten Regionen in Kolumbien gelandet, wie uns später gesagt wurde. Auch das Klima viel uns gleich positiv erfrischend auf, denn Pereira liegt auf etwa 1400 Metern Höhe und ist damit um einiges kühler wie das schwül-heiße Klima in den Küstenregionen Zentralamerikas. Wir freuten uns schon sehr auf das Radfahren in endlich mal wieder angenehmen Temperaturen. :-)  

Auf dem Weg zu unserer Gastfamilie trafen wir auf diese drei netten Radler die sich für uns nach dem Weg erkundigten und uns sogar bis vor die Haustür begleiteten wo wir bereits von Clemencia und ihrer Familie erwartet wurden. 

 

Die Begrüßung war sehr herzlich und wir wurden von allen willkommen geheißen. Hier konnten wir uns endlich nach den Strapazen von Panama City ausruhen und nach einem extra Tag Pause starteten wir nach einem letzten gemeinsamen Frühstück mit der Familie unsere Reise durch Kolumbien. Leider fehlt auf dem Foto Mariana, Clemencias Tochter, da sie bereits sehr früh in die Universität mußte: 

 

Unser erstes Ziel war das Valle de Cocora. Aber wir sollten es an diesem ersten Radeltag noch nicht erreichen denn erstmal wartete eine Shoppingsession und ein ordentlicher 40 kilometerlanger Anstieg auf uns welcher uns nicht recht vorankommen ließ. Aber wir genossen es sehr wieder in den Bergen unterwegs zu sein. In der Nähe von Finlandia etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang wurde es dann Zeit für uns einen geeigneten Campingplatz zu suchen. Noch hatten wir nichts gefunden als wir regelrecht von Ricardo, einem Arbeiter an der Hauptverkehrstrasse, und seinen zwei Arbeitskollegen aufgesammelt wurden und Ricardo lud uns ein doch bei ihm und seiner Familie zu zelten. Während seine Frau Lucily uns ein superleckeres Abendessen zauberte schauten uns deren beiden Söhne Eduwin und Juan Pablo begeistert zu wie wir unser Nachtlager aufbauten. Wir verbrachten dann einen super netten Abend mit dieser super lieben Familie und an ihnen kann man wirklich sehen dass es nicht all die Luxusgüter dieser Welt braucht um aufrichtig gute und warmherzige Menschen zu sein. Wir sind sehr dankbar dass wir diese Familie kennenlernen durften. 

 

 

Am nächsten Tag besuchten wir dann das Valle de Cocora. Hier wächst der Nationalbaum Kolumbiens, die Wachspalme, welche bis zu 60 Meter hoch werden kann. 

 

 

Diese Nacht übernachteten wir im Tal unweit des Ortes Salento auf einem Campingplatz dessen Betreiber, nachdem er sah auf was für einer Tour wir sind absolut keine Bezahlung von uns annehmen wollte. Morgens begrüßte uns ein brauner mittelgroßer Hund der wohl neben unserem Zelt geschlafen hatte. Dieser treue Hund wich uns nicht mehr von der Seite und folgte uns die ganzen 5 Kilometer bergauf bis wir wieder an der Hauptstrasse angelangt waren. Wir versuchten mehrmals ihn zum umkehren zu bewegen denn wir konnten ihn ja schlecht mitnehmen. Aber jedesmal wenn wir dachten er hätte es jetzt verstanden sahen wir ihn kurze Zeit später wieder im Rückspiegel. Oben angekommen folgte für uns eine lange und schnelle Abfahrt und wir hängten ihn letztendlich ab. Wir hoffen sehr dass er wieder ins Tal zurückgekehrt ist denn dort gab es einen Fluss für Wasser und Restaurants wo er sicherlich hier und da was Essbares abbekommt denn auf der Haupstraße wäre er sicherlich nicht alt geworden. 

 

Eigentlich hatten wir von hier ab geplant einmal über die Berge zu kreuzen und die Hinterlandroute nach Neiva zu nehmen und von dort weiter etwas südlich wieder quer über die Berge zurück nach Popayan und auf die Panamericana zu fahren, hatten wir doch viel von der Schönheit dieser Strecke gehört. Jedoch wenn wir Einheimische über die Sicherheitslage dieser Strecke fragten gingen die Meinungen sehr ausseinander, von “es ist relativ sicher” bis “auf gar keinen Fall”. Die Berggegend zwischen Neiva und Popayan ist derzeit das Gebiet der Guerillakämpfer und so entschieden wir uns kein Risiko einzugehen und fuhren direkt auf die Panamericana. 

Auch wenn wir uns persönlich hier sicherfühlen zwischen all den vielen sehr offenen, aufgeschlossenen und hilfsbereiten Menschen (noch mehr wie in Panama) wurden wir leider hier Zeuge eines sehr unerfreulichen Ereignisses. Es war Sonntagnachmittag als wir in den Ort El Cerrito passierten. Es waren viele Menschen auf der Straße, viele Straßenverkäufer, ein Fussballspiel fand stand, insgesamt herrschte eine gute Stimmung hier. Auf der rechten Seite sahen wir eine Menschentraube. Wir dachten erst es sei ein Hahnenkampf oder so. Beim Vorbeischlängeln an der Strasse entlang zwischen Autos und Menschen viel unser Blick in das Zentrum der Menschentraube auf einen Mann der auf dem Bauch bewegungslos und sichtbar in seiner eigenen Blutlache lag. Alle Alarmglocken gingen hoch und so hielten wir uns nicht auf. Auf dem Weg aus dem Ort heraus kamen wir mit zwei Rennradlern ins Gespräch die zufällig denselben Weg hatten. Sie wußten dass der Mann mit 4 Kugeln erschossen worden ist, mehr aber auch nicht. Warum, weshalb, von wem und warum ausgerechnet am helllichten Tag zwischen all den vielen Menschen darüber können wir nur spekulieren. Es muß auf jeden Fall kurz bevor wir dort vorbeigefahren sind passiert sein, denn Polizei oder Ambulanz waren noch nicht anwesend. Wir waren froh noch etwas Zeit an diesem Tag zu haben um Distanz zu dem Ort gewinnen zu können bevor wir uns unser Camp suchen mußten, dieses fanden wir später im sicheren Garten einer Kirchengemeinde am Stadtrand von Palmira. 

Waren wir seit Costa Rica weitestgehend von Krankheiten verschont geblieben, so schlugen ausgerechnet an Dagmars Geburtstag die gemeinen Magen-Darm Bakterien wieder zu. Eine gute Erinnerung dass wir ab jetzt wieder vorsichtiger mit dem Essen sein müssen, jedoch war es für dieses Mal zu spät und die Geburtstagsfeier wurde in die vier Wände eines Hotelzimmers verlegt um sich dort in Ruhe auskurieren zu können. Aber zumindest gab uns dies mal wieder etwas Zeit um in Ruhe Emails zu beantworten, am Blog zu arbeiten und Anrufe mit unseren Familien zu führen. 

An dieser Stelle möchten wir uns auch außerdem herzlich bedanken bei der Familie von Adonai und Zulia nördlich von Bugalagrande, bei der Familie von Jesus und Dolly in Santander de Quilichao und bei der Pfarrersfamilie in Palmira dass wir auf ihren Grundstücken unser Zelt aufschlagen durften und für die netten Abende die wir zusammen verbrachten. 

Im Folgenden noch ein paar Impressionen von unserer ersten Etappe durch das wunderschöne Kolumbien: 

 

 

 

 

 

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