Valdivia bis Santiago, 16.4.-8.6.2016

Chile | 24. August 2016 02:52

Anstelle groß darauf einzugehen was wir auf der Strecke in Richtung Santiago so alles sahen und erlebten, möchten wir heute lieber von den fantastischen Leuten, auf die wir treffen durften, erzählen.

Beginnen möchten wir mit dem Israel der uns sehr ans Herzen gewachsen ist. Unsere Zeit in Valdivia verbrachten wir bei ihm. Über die Warmshowers-Seite kamen wir mit ihm in Kontakt und wollten eigentlich nur 2 Tage oder so bei ihm bleiben. Aber er meinte direkt dass wir doch länger bleiben sollten weil eine Schlechtwetterfront käme. So blieben wir noch ein Weilchen und freundeten uns immer mehr an.

Da wir bald unser Visa erneuern mussten meinte er, wir sollten doch unsere Sachen bei ihm lassen und von hier aus kurz mit dem Bus rüber nach Argentinien und wieder zurück. Weiter im Norden sind die Andenpässe höher und bis wir dort mit den Rädern ankommen würden könnten die gegebenenfalls wegen Schnee sogar gesperrt sein. Recht hatte er damit und so fuhren wir kurz nach Bariloche rüber, blieben 2 Nächte und dann ging es wieder zurück.

Israel ist ein sehr freundlich gesinnter und respektvoller Mensch. Die Ungerechtigkeit die von Staatsseite den Mapuche Ureinwohnern angetan wurde, und wohl immer noch geschieht, bringt ihn richtig auf die Palme. Sein Beruf als Biologe brachte in hier in den Süden, aber sein Herz hatte er bei seiner Freundin Valeria in Santiago gelassen. So fanden wir es bemerkenswert dass er seinen Job in Valdivia kündigte und wieder hoch nach Santiago ging. Der Grund ist ja wohl sehr ersichtlich ;-) Valeria und ihre Familie würde schon auf uns warten, meinte er. So fuhr er einen Tag nach uns Richtung Santiago hoch.

In Valdiva wurden wir auch von Heide (Luisas Schwester, die wir in Patagonien kennengelernt hatten), die als Professorin an der Uni arbeitet, erwartet. Sie besuchten wir dann eines Abends und auch sie hatte viel zu erzählen von der Geschichte der deutschen Einwanderer. Einige Zeit zuvor hatten wir auch schon Luisas Freundin Jule in Puerto Montt besucht und einen sehr netten Nachmittag verbracht.

Cecilia, die Nachbarin vom Israel, war hin und weg als sie von unserer Tour hörte. Sie erzählte ihren Eltern von uns und die wiederum wollten uns kennenlernen. So luden sie uns zum Abendessen ein. Ihr Vater war sehr interessiert an Europas Geschichte ebenso wie an der aktuellen poitischen Lage in Europa und Weltweit. Dementsprechend  hatten wir viel Gesprächsstoff und der Abend verging wie im Flug.

Wenn wir auf dem Weg nach Plätzen zum Zelten an Kirchen, Firmen oder an Farmen fragten wurden wir überall sehr herzlich empfangen. Nach Möglichkeit ließ man uns aber nicht draußen campieren sondern bot uns sicherere Plätze an. Das müssen wir mal kurz erläutern. So nett und friedlich es hier tagsüber zugeht um so gefährlicher scheint es dann nachts zu werden. Egal wo und bei wem, überall hörten wir das schon mindestens einmal bei ihnen eingebrochen wurde, und das trotz Wachhunden! In einer Kirche in Los Angeles wurde in letzter Zeit 8 mal eingebrochen!!! Was es da zu klauen gibt ist uns echt ein Rätsel. In dem Fall sind wir zu einer Kapelle gebracht worden die wir von innen abschliessen konnten.

An einer kleinen Farm wunderten wir uns warum das ältere Pärchen verängstigt wirkte. Er meinte noch zu seiner Frau: “Die beiden haben Gesichter von guten Menschen!”Hehe, danke fürs Kompliment. 3 mal ist bei ihnen eingerochen worden und einmal haben sie neben Ferseher etc  auch ein paar Lämmer geklaut. Der Fernseher war denen ziemlich egal aber um die Lämmer haben sie echt getrauert. Auch sie hatten Gesichter von sehr guten Menschen. :-)

In Buis, einem Vorort von Santiago, sind wir sehr stark davon ausgegangen dass es mehrere Hotels in der Ortschaft geben würde. Zu unserem Erstaunen gab es weit draußen ein Motel welches die Zimmer nur stundenweise vermietet. Wenn man die Nacht dort verbringen möchte und dann auch noch spät am Morgen auschecken will, muß man alle 6 Stunden verlängern gehen. Direkt für ein paar Stunden länger zu reservieren war nicht möglich. In der Stadt wo übrigens Claudio Bravo, der chilenischer Fußball-Nationaltorhüter her ist, gab es nur noch 1 weiteres Hotel. Dieses war ziemlich heruntergekommen. Wie all unsere Sachen in dieses Zimmer reinpassen sollten war uns auch ein Rätsel.

Also wollten wir zelten. In der Kirche war gerade Gottesdienst, so fragten wir dann ob wir bei der Polizei nebenan unser Zelt aufschlagen könnten. Mittlerweile war es auch schon dunkel. Sie meinten es wäre zu gefährlich draußen zu zelten. Leider hätten sie keine Garage oder sonstiges wo wir reinkönnten und ein weiteres Hotel gäbe es tatsächlich nicht in der Stadt.

Dann kam Fabian herein. Er, seine Frau Sara und Sohn Josue hätten uns auf unseren Rädern gesehen und wollten uns zu sich einladen. Sie fragten auch gleich nach ob wir nicht noch einen Tag länger bleiben möchten. Sie hatten genau wie wir sichtlich Freude an unserem Zusammentreffen. Sara meinte noch kurz vorm Abschied dass sie uns genau zum richtigen Zeitpunkt trafen. Zu viele negative Ereignisse hätten sie in letzter Zeit beobachtet von daher sahen sie in dem was wir beide machen, also die Fahrradreise als sehr positiv und inspirierend an. Wir sollen unseren Freunden und Familie ausrichten dass wann immer einer von euch nach Chile möchte, ihr herzlichlichst eingeladen seid sie zu besuchen und deren Gäste zu sein. Mit einem sehr warmen Gefühl ums Herz verabschiedeten wir uns dann mit dem Versprechen dass wir wann immer wir wieder in Chile seien sollten natürlich bei ihnen vorbei schauen würden.

Das warme Gefühl ums Herz kam sehr bald wieder, denn als wir am Hause von Valeria ankamen war Israel auch schon da. Sehr herzlichst wurden wir dann auch von allen anderen Mitgliedern der Familie empfangen. Mama Laura, Papa Rene, Fabian dem Bruder und dann kam Valeria von der Arbeit heim. Mama Laura ist eine Frohnatur sondergleichen. Sehr viel haben wir mit ihr gelacht denn so offen und herzlich wie sie möchten wir eines Tages auch mal werden :-) . Jeden Morgen bringt sie dem Straßenkehrer Kaffee und Frühstück raus. Valeria, die sehr nach ihrer Mama kommt, unterichtet nebenbei die Tochter der Haushaltshilfe. Jeden Abend wird nach Möglichkeit gemeinsam zu Abend gegessen und die Familie redet viel miteinander. Teller nehmen und im Zimmer verschwinden gibt es bei ihnen nicht. Das Familienleben hat oberste Priorität und das sieht man an deren Umgang miteinander.

Wir wurden uneingeschränkt als Teil der Familie behandelt und so fühlten wir uns auch. Problemlos hätten wir auch unsere Reise bei ihnen beenden und einfach bei ihnen Leben können. Aber wir haben noch ein klein wenig vor uns, daher kam leider nach einer Woche auch der Moment des Abschiednehmens. In Argentinien und Chile laufen türkische Fernsehserien, daher kannte Laura einen Brauch der bei Türken und Kurden üblich ist: Zum Abschied wird einem Wasser hinterher geschüttet. Soll bedeuten: Möge der Weg des Reisenden frei von Hindernissen sein.

mit Israel in Valdivia

mit Israel in Valdivia

mit Nachbarin Cecilia in Valdivia

mit Nachbarin Cecilia in Valdivia

mit Heribert und Elisabeth, einem sehr herzlichen Ehepaar bei denen wir zelteten und einen sehr netten Abend verbrachten

mit Heribert und Elisabeth, einem sehr herzlichen Ehepaar bei denen wir zelteten und einen sehr netten Abend verbrachten

Beim deutschstämmigen Federico zelteten wir und am nächsten Morgen wartete seine Schwester mit Frühstück auf uns

Beim deutschstämmigen Federico zelteten wir und am nächsten Morgen wartete seine Schwester mit Frühstück auf uns

Blick auf einen der Vulkane in der Ferne

Blick auf einen der Vulkane in der Ferne

Unterwegs auf der Ruta 5

Unterwegs auf der Ruta 5

In Los Angeles campten wir in dieser kleinen Kapelle

In Los Angeles campten wir in dieser kleinen Kapelle

Wasserfall bei Los Angeles

Wasserfall bei Los Angeles

Diese nette Frau von einer Eierfarm ließ uns im Verkaufsraum (hinten im Bild) campieren

Diese nette Frau von einer Eierfarm ließ uns im Verkaufsraum (hinten im Bild) campieren

In Buis mit Sara, Josue und Fabian (von links)

In Buis mit Sara, Josue und Fabian (von links)

In Santiago mit Rene, Fabian, Laura, Israel, Valeria und Maite

In Santiago mit Rene, Fabian, Laura, Israel, Valeria und Maite

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