Über den Pferdepfad nach Villa O’Higgins, 10.-12.02.2016

Patagonien | 24. Juni 2016 01:19

Wir erwähnten ja bereits dass wir in Tolhuin mehrere Radler, die von Norden gekommen waren, kennenlernten. Öfter hatten wir also schon von dem Pferdepfad zwischen dem Lago del Desierto und dem Lago O’Higgins gehört. Diese Grenzüberschreitung ist der direkteste Weg um zur Carretera Austral zu gelangen. So waren wir nun an der Reihe die Herausforderung zu meistern.

Früh morgens packten wir unsere Sachen um am Mittag die Fähre zu erreichen. Vorm Losfahrem merkten wir dass Nicolas kaum Luft in den Reifen hatte. Beim Pumpen allerdings stellte sich heraus das der Schlauch ums Ventiel herum angerissen war. Flicken konnten wir die Stelle nicht und unser Schlauch oder besser gesagt,das Ventil passte nicht durch seine Felgenbohrung. Um die Uhrzeit war auch noch kein Radgeschäft geöffnet wo wir vielleicht ein passenden Schlauch auftreiben konnten. Hm, was nun? Da half nur rohe Gewalt :-) Wir versuchten eine Bohrmaschine aufzutreiben um das Loch an der Felge wo das Ventil durchgesteckt wird zu vergrößern. Der Hostelbesitzer hat uns seinen Bohrer geborgt und was passiert? Nix, alles lief glatt. Neuen Schlauch rein, aufpumpen und los ging es. Puh, nochmal Glück gehabt :-) .

Die Strecke zum Lago del Desierto war dann sogar schöner als unsere gestrige Wanderung. Den Fitzroy sahen wir nun von seiner Rückseite und das Wetter war auch erstmal herrlich. Doch dann wurde der Wind an einigen Teilen der Strecke so stark dass wir gerade mit Müh und Not die Fahrräder geschoben bekamen. Die Götter waren noch nicht mit uns.

Da wir ja verspätet gestartet waren, konnten wir die Nachmittags-Fähre auch nicht mehr bekommen. Kurz bevor wir den See erreicht hatten stoppte ein Wagen und es war der Bootskapitän. Ein netter Argentinier, dem wir mit unserer Luftpumpe ausgeholfen hatten, hatte ihm von uns erzählt und da nicht viele Leute an Bord waren hatten sie eine zeitlang auf uns gewartet. Vom Kapitän bekamen wir eine tollen Tipp wo wir unser Zelt für die Nacht aufschlagen konnten: im Wald an einer Lichtung nur ein wenige Meter vom türkis strahlenden Fluß.

Tags drauf überkreuzten wir den See und checkten am argentinischen Grenzposten aus. Das Niemandsland zwischen der argentinischen und der chilenischen Seite ist ja meistens in schlechtem Zustand unten in Patagonien. Doch hier ist er naturbelassen und es gibt halt den Pferdepfad zu unserer Freude. Hätte ja auch schlimmer kommen können gäbe es diesen Pfad nicht. Er 6 Kilometer lang und knapp die Hälfte davon sehr steil bergauf. Voller Abenteuerlust nahmen wir den Abschnitt in Angriff und kämpften uns auf dem schmalen Pfad Schritt um Schritt, Fahrrad um Fahrrad und Tasche um Tasche vorwärts. Auch ein paar Flussläufe gab es zu überqueren.

Anfangs lachten wir noch und machten einige Fotos doch dann meinte es der Wettergott nicht gut mit uns an diesem Tag und es fing es an in Strömen zu schütten. Es dauerte nicht lange da waren wir bis auf die Knochen durchnässt und der Pfad wurde immer schlammiger und rutschiger und entsprechend wurde das Vorankommen immer schwieriger. Fluchend rutschten wir nun immer wieder weg und die Räder blieben im Matsch stecken. Na toll!!! Aber es blieb uns nichts anderes übrig als weiterzukämpfen bis wir endlich nach 6 km den Gipfel des Hügels erreicht hatten. Ganze 8 Stunden hatten wir gebraucht und entsprechend, müde, durchnässt, durchfroren und hungrig waren wir.

Auf dem Gipfel gab es eine kleine Lichtung und so schlugen wir hier unser Zelt auf. Da es immer noch regnete war an Kochen nicht zu denken und so gab es nur einen kalten Snack vor dem Schlafengehen.

Tagsdrauf schien doch glatt die Sonne.So kamen auch tatsächlich Backpacker an unserem Camp vorbei die die Strecke am Morgen erst hochgelaufen waren. Grrr, scheiß Regen! Doch nun mußten wir noch weitere 15km auf Kieselboden zur nächsten Fähre und Mete nervte ständig damit dass wir nicht gemütlich werden dürften da man ja nicht wissen kann wann das nächste Boot ablegen würde. Überhaupt so schön es hier unten auch sein mag die ständigen Herausforderungen gehen teilweise ganz schön ans Nervenkostüm.

Am See angekommen erledigten wir die Einreiseformalitäten die in Chile so aussehen dass alle Taschen nach Lebensmitteln die man nicht einführen darf untersucht werden. Immer nett und höflich aber sehr genau in ihrer Arbeit.

Am Bootssteg angekommen hatten wir Glück denn schon kurz darauf kam eine Fähre die uns über den Lago O’Higgins brachte. Wie wir später erfahren sollten war dies die letzte Fähre für die nächsten 5 Tage wegen dem schlechtem Wetter. Hätten wir diese nicht erwischt wären wir also nach all der Anstrengung auch noch 5 Tage hier bei Sturm und Regen festgesessen.

Gegen Abend kamen wir am anderen Ufer an. Die meisten die mit an Bord waren stiegen in kleine Busse und wir halt auf unsere Räder. Ziel das Hostal El Mosco. In weiser Voraussicht dachten wir dass das Hostel um die Urzeit bereits ausgebucht sein könnte und abends um zehn wollten wir uns nicht mehr auf mühselige Bettsuche gehen. Also suchten wir uns einen schönen Zeltplatz am Fluß.

Unsere müden Augen fielen gerade zu als über uns an der Straße in Höhe unseres Zeltes ein Auto stoppte und ein Trupp Männer hörbar betrunken sich unterhielten. Amüsant klangen die nicht. Wir blieben ruhig da wir keinen Nerv hatten uns auch noch mit denen abzugeben. Dann krachte irgend etwas ziemlich laut in unserer Nähe. Gerade mal einen Meter vom Zelt entfernt sahen wir später was passiert war. Die Typen werden wohl einen Hasen versehentlich überfahren haben. Im Suff zogen sie dem Hasen wortwörtlich das Fell um die Ohren und warfen ihn dann die Büsche runter. Einen Meter weiter und unser Zelt hätte es bestimmt nicht überlebt. Die Deppen waren jetzt weit weg und wir konnten dem armen Hasen nur alles Gute in seinem ewigen Jagd- bzw Grasgründen wünschen.

unser Weg zum Lago del Desierto führt an der Rückseite des Mount Fitz Roy vorbei

unser Weg zum Lago del Desierto führt an der Rückseite des Mount Fitz Roy vorbei

Wild Camping im Wald am Fluss

Wild Camping im Wald am Fluss

auf dem Pferdepfad - an Fahrradfahren ist hier nicht zu denken...

auf dem Pferdepfad – an Fahrradfahren ist hier nicht zu denken…

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

auf dem Pferdepfad

am nächsten Morgen in Richtung Lago O'Higgins

am nächsten Morgen in Richtung Lago O’Higgins

Wir warten auf die Fähre die uns über den Lago O'Higgins bringt

Wir warten auf die Fähre die uns über den Lago O’Higgins bringt

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