Durch die Wüste Nordperus, 15-31/10/2011

Peru | 31. Oktober 2011 13:12
 
Silke, unsere neue Radelfreundin, begleitete uns noch ein Stück weit aus Loja heraus. Während unserer gemeinsamen Zeit in Loja hat sie lange überlegt ob sie mit uns weiterfährt, hat sich dann jetzt aber entschlossen ein paar Monate in Loja zu bleiben bevor sie sich dann im nächsten Jahr weiter auf den Weg nach Ushuaia macht. 
 
  
Die Strecke bis zur Grenze bei Macara blieb ein einziges Auf und Ab mit teils mal wieder sehr steilen Anstiegen. Aber das kennen wir ja schon und der Ausblick auf flachere Gefilde an der Küste trieb uns voran sowie die schöne und interessante Berglandschaft die uns außerdem mit farbenfrohen Sonnenuntergängen verwöhnte.  
 
 
Vier Tage nachdem wir Loja verlassen hatten überquerten wir dann die Grenzbrücke nach Peru. Die Formalitäten waren schnell erledigt, ein paar Dollar in Peruanische Soles gewechselt und schon konnte es weitergehen.  
 
 
Mit dem Überqueren der Grenze änderte sich die Landschaft schlagartig. Sie wurde flacher, karger und trockener und wir bewegen uns nur noch ein paar wenige Meter über dem Meer.  
 
 
Schließlich sind wir komplett in der Wüste, nichts wächst mehr.  

 

In der Ferne können wir das Meer sehen und auch schon fast rauschen hören. Aber nein, das Rauschen in unseren Ohren ist der starke Frontwind der uns permanent und mit großer Kraft entgegen bläst. Und das Meer in der Ferne ist nur eine Fatamorgana denn das Meer ist noch kilometerweit entfernt…  

 

Beim Passieren der kleinen, verstreuten Ortschaften merkt man schnell dass Peru wesentlich ärmer ist als Ecuador. Die Häuser und die Lebensverhältnisse sind um einiges einfacher. Die Leute in den ganz kleinen Miniortschaften sind auffallend offen und freundlich, eine junge Frau in einem Grüppchen Frauen rief Mete nach “Hey Gringo, gib mir drei Kinder!”.  

Sobald die Ortschaften jedoch ein klein wenig größer sind, merkt man schnell anhand der Blicke der herumlungernden Männer in den Strassen das hier viel mehr Vorsicht geboten ist und wir versuchen möglichst nur am Ein-oder Ausgang der Orte zu stoppen oder auch gar nicht um nicht zuviel Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Ein Ding was für zwei “Gringos” auf vollbepackten Reiserädern fast unmöglich ist. An einem Abend wußten wir nicht wo wir campen sollten, da uns weder wild campen noch das Fragen nach einem Campingplatz bei Leuten sicher erschien, und so endeten wir letztendlich an einer Straßenkreuzung mitten in der Wüste in der Küche einer Polizeistation.  

Auch die Verkehrsverhältnisse hier haben es ganz schön in sich. Es ist nicht so als dass zuviele motorisierte Fahrzeuge unterwegs wären, aber jeder der auf der Strasse ist fährt als ob es um sein Leben gehen würde. Das Leben der anderen scheint dabei egal zu sein, gestoppt wird für gar nichts, nur unendlich laut gehupt! Regeln scheint es keine zu geben nur einen ewigen Wettbewerb zwischen den größten oder den am lautesten hupenden Fahrzeugen wer denn nun Vorfahrt hat! Oder vielleicht fahren die alle mit defekten Bremsen so dass das keine Option zu sein scheint? Ein Lob auf unsere Rückspiegel mit denen wir einigermaßen den Verkehr im Blick behalten können und so rechtzeitig auf den schmutzigen, teils sehr maroden, Seitenstreifen ausweichen können bevor uns eines dieser Ungetüme noch über den Haufen fährt.  

Um dem Wind ein wenig zu entgehen sind wir zum Teil schon um 5.30 Uhr morgens auf der Straße um etwas an Strecke machen zu können bevor es uns wieder ordentlich entgegenpfeift denn dann kommen wir trotz der schnurgeraden flachen Strecke kaum voran. Leider gibt es für den Wind aber keine feste Regel, denn an dem Tag an dem wir besonders die Windstille am Morgen gebraucht hätten blies er natürlich direkt morgens schon sehr kräftig :-(   

Wir waren extra früh aufgestanden. Es waren noch etwa 50 Kilometer bis zum Ort Paijan und wir wußten dass mehrere andere Radreisende im vergangenen Jahr in der Umgebung dieses Ortes bewaffneten Raubüberfällen, verübt von Mototaxifahrern, zum Opfer gefallen waren. Einige kamen relativ glimpflich davon, andere büßten ihre komplette Ausrüstung mitsamt ihrer Fahrräder ein. Wir hatten jedoch gehört dass die Polizei mittlerweile alle Radreisenden durch die gefährliche Zone eskortiert sonst hätten wir uns einen anderen Weg durch die Berge oder so gesucht. Dennoch waren wir etwas angespannt und verfluchten besonders an diesem Tag den Wind der unserer Streckenplanung einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte. Und so kamen wir anstatt der geplanten 9 Uhr erst gegen 11 Uhr morgens an die Stadtgrenzen von Paijan.  

Zu unserer Erleichterung sahen wir direkt am Ortseingang eine Polizeistreife die sich auch sofort anbot uns zu eskortieren. Jedoch zwei Kilometer weiter schienen sie es sich anders überlegt zu haben und meinten ab hier dürften wir nicht weiterfahren. Kurzerhand, auch wenn mit etwas Protest von unserer Seite (aber Sicherheit geht ja dann doch vor), wurden die Räder in das Polizeiauto eingeladen (um nicht gesehen zu werden) und sie fuhren uns für etwa 10 Kilometer bis in die nächste kleinere Ortschaft. Ab hier durften wir wieder selbst pedalen aber es folgte uns für eine Weile eine andere Polizeistreife, nur zur Sicherheit dass keine der Ganoven aus Paijan gefolgt war.  

 

Einen Tag später erreichten wir Trujillo, die zweitgrößte Stadt des Landes. Hier verbringen wir ein paar Ruhetage im Casa de Ciclista von Lucho und lassen unsere Räder überholen. Das Casa de Ciclista ist Treffpunkt aller Radreisenden und hat bereits über 1600 Radreisende aus aller Welt beherbergt hat. Sehens- und lesenswert sind Luchos Gästebücher in denen sich u.a. Heinz Stücke, der im Guinessbuch der Rekorde als meist bereister Mann der Welt geführt wird, eingetragen hat. Der gute Mann ist bereits seit 1962 unterwegs und hat seit dem über 590 000 Kilometer geradelt und in etwa 257 Länder dieser Welt bereist! Mit uns zu Gast ist Rafael aus Venezuela der sich auf einer Südamerikaumradelung befindet. Seine Reise finanziert er sich durch seine Musik die er bei jeder Gelegenheit zum besten gibt und die CDs die er nebenbei verkauft.  

Ein Danke an dieser Stelle auch noch an Hugo aus Catacocha der uns an unserer vorletzten Nacht in Ecuador bei sich im Restaurant übernachten ließ.  

 

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