Copacobana nach Potosi, 31/1-18/2/2012

Bolivien | 18. Februar 2012 22:35

In Copacabana trennten sich unsere Wege mit Kae, Ryan und Brad da wir ein paar Tage Pause in dem netten Örtchen einlegten das uns sehr gut gefiel. Die drei zog es weiter nach La Paz wo Ryan und Brad ein paar Tage Pause machen wollten und Kae sein vorläufiges Ziel seiner Reise  erreicht haben sollte.  In Copacabana gaben wir uns unserer Lieblingsbeschäftigung hin, nämlich das Essen da es hier viele gute und dennoch preiswerte Restaurants gab. Auch die Menschen hier freuten sich das wir einen Tag länger blieben und starteten extra für uns eine Dorfparty (behauptet der Mete zumindest). Von früh bis tief in die Nacht wurde gefeiert, getanzt und viel getrunken. Später hörten wir böse Zungen behaupten dass das Fest nicht für uns gedacht war sondern zu Ehren der Schutzheiligen von Candelaria.

Mit proppevoll gefütterten Bäuchen und ca. 15 g mehr Bauchspeck verabschiedeten wir uns dann vom Titicacasee, und der Titicacasee von uns mit einem wunderschönen Regenbogen, und es ging weiter gen Süden durch die bezaubernden Landschaften auf dem Altiplano.

Des öfteren hatten wir gelesen und gehöhrt das die Bolivianer ganz gerne demonstrieren wenn sie mit Entscheidungen der Regierung nicht einverstanden sind oder ihre Rechte einfordern. Da werden dann ganz gerne die Straßen blockiert und genau eine solche Demonstration wurde uns geboten als wir den Ort mit dem ulkigen Namen Poopo passierten. Was uns am meisten verwunderte war die enspannte Atmosphäre an der Blockade. Wir wurden nett dran vorbei gebeten und von den hunderten Arbeitern, die wohl die Blockade angeordnet hatten, und ihren Familien wurden wir sehr nett begrüßt und bekamen nur die üblichen Fragen also woher und wohin etc etc. Alle wirkten sehr relaxt, spielten Fußball oder hielten Picknick unter den zum halten gezwungenen LKWs. Halt ein normaler bolivianischer Sonntagnachmittag.

Dann wurde das Wetter immer schlechter und schlechter und wir mußten viele Pausen machen wenn der Regen zu stark wurde und uns irgendwo unterstellen. Oftmals gab es jedoch nichts ensprechendes und so breiteten wir kurzerhand als Regenschutz unsere Plane über unsere Fahrräder und warteten manchmal stundenlang bis der Regen schwächer wurde oder gar ganz aufhörte. An einem dieser ungemütlichen Momente merkte Mete plötzlich wie sein Fahrrad instabil wurde. Er hatte einen Platten am Hinterrad!!! Ein besseres Timing konnte es dafür ja wirklich nicht geben… Jedenfalls wurden unsere Tagesetappen immer kürzer und kürzer obwohl es landschaftlich keine anspruchsvolle Strecke war. Wir hatten aber sehr viel Glück mit unseren Campspots und fanden immer ein von Wind und Regen geschütztes Plätzchen (2 mal z.B. in World Vision Zentralen in Pazna und Jankonuno, 1 mal im Ein-Mann-Krankenhaus von Thola Palca) Vielen Dank nochmals!

Mit Hotels und Versorgungsmöglichkeiten auf dem Lande hatten wir nicht so viel Glück. Hier auf dem Lande merkt man doch das Bolivien um einiges ärmer ist als seine Nachbarländer in Südamerika und das Hygiene hier oftmals noch ein absolutes Fremdwort zu sein scheint. Wurden wir in den Städten oder auch im Touristenort Copacabana noch gut versorgt schauten wir hier auf dem Lande mehr wie einmal dumm aus der Wäsche. Man war schon froh wenn man in einem der kleinen Tiendas etwas Brot auftreiben konnte (das jedes einzelne davon aber erstmal durch die ungewaschenen Hände der Verkäuferin ging übersah man dabei besser), nach Tunfisch, Marmelade oder einem sonstigen Brotaufstrich suchten wir vergeblich. Falls es ein Restaurant gab hatten die hauptsächlich fritiertes Hähnchen und vom Fett getränkte Pommes auf dem Speiseplan. Unsere Ernährung fing ganz schon an zu leiden und zu allem Glück gab genau hier auch noch unser Primus Kocher komplett seinen Geist auf, also konnten wir noch nicht mal mehr selber kochen. Wir mußten also nehmen was wir bekamen, trockenes Brot und fettiges Hähnchen…..Lecker.

Wegen der Regenzeit versuchten wir wenn es ging das Campen im Freien zu vermeiden. Jedoch die Hotelsuche auf dem Land entpuppte sich als genauso ein Desaster wie die Essenssuche. Die meisten Unterkünfte die wir auf dem Land checkten waren absolute Löcher. Total klein, alt, Feuchtigkeit und/oder Gestank in der Luft und das Klo war natürlich zum Teilen mit all den anderen Zimmern und entsprechend verdreckt. Na Prost-Mahlzeit! Mehr wie einmal packten wir unsere Schlafsäcke aus um sie auf den Betten auszubreiten da wir der Sauberkeit der Decken nicht trauten.

Den kleinen Ort Ventilla erreichten wir gegen Mittag gerade noch bevor wieder einer dieser kräftigen Regenschauer vollends auf uns niederprasselte. Der Ort hat ein einziges Restaurant mit ein paar Zimmern zur Vermietung oben drüber und einen Samstagsmarkt zu dem alle Indigenas der Umgebung angereist kommen um ihre Produkte zu verkaufen, ihre Einkäufe zu erledigen und sich über den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Da der Regen nicht aussah als würde er bald aufhören nahmen wir uns zwei der gefägniszellengroßen Einzelzimmer (in einem ließen wir den Hauptteil unserer Sachen inklusive der Fahrräder, das andere bezogen wir).

Ausgerechnet hier wurde Mete in der Nacht krank mit Grippesymptomen. An ein Weiterfahren war gar nicht zu denken und so verbrachten wir den ganzen Tag in unserer Gefägniszelle. Auch regenete es durchgängig und als die Decke wohl total durchgeweicht war fand das Regenwasser auch einen kleinen Durchgang in unser Zimmer und tropfte dem krank im Bett liegenden Mete mitten auf die Stupsnase.

Wir hatten den ganzen Tag das Restaurant gemieden, nachdem uns noch immer übel war von den zwei total überfetteten Essen die wir am Vortag dort gegessen hatten und von dem ekeleregenden Fettgeruch der die ganze Zeit durch das Haus schwirrte. Am Abend gesellten wir uns jedoch zum Essen zu Tim aus Kanada und Mike aus den Staaten die auf ihren Fahrrädern heute angekommen waren und ebenfalls Unterschlupf vor dem Dauerregen in der Herberge gesucht hatten. Die Gesellschaft der beiden war unser absolutes Highlight während unseres Aufenthaltes. Das können wir von dem Essen nicht behaupten. Nach drei Löffeln schoben wir die Reis-Fett-Suppe von uns weg. Auch deren Fett-Pasta war ungenießbar mit einem merkwürdigen Geschmack und so blieb auch davon mehr als die Hälfte stehen. Nach dem Essen hatte Dagmar ein komisches Gefühl in der Magengegend aber es war natürlich wieder Mete den es voll und ganz erwischte und diese Nacht, neben der Grippe die ihn eh schon total schlapp machte, verbrachte er die ganze Nacht in dem stinkigen ungesäuberten Gemeinschaftsbad und hatte die Qual der Wahl zwischen erst Erbrechen oder erst Durchfall. Gleichzeitig gings leider nicht . Armer Mete, aber dies sollte ihn eigentlich stärker machen. Der Duft aus dem Klo hängt ihm heute noch im Näschen. Wir vermuten das es sich dort eingebrannt hat.

Am nächsten Tag stand unsere Entscheidung fest auch wenn uns diese nicht leicht gefallen war. Sehr hatten wir mit uns gerungen aber in Ventilla gab es keine Möglickeit für Mete wieder gesund zu werden. Hier gab es nur total unhygienische Verhältnisse im Restaurant sowie in der Herberge und keine Apotheke etc. Dies war bei weitem der unglücklichste Ort an dem wir bisher wegen Krankheit festsaßen. Wir mußten hier weg und die einzigste Option war den Bus zu nehmen in die nächstgelegene Stadt, Potosi, welche in etwa 100km entfernt lag.

Wir hatten uns ein wenig Sorgen gemacht wegen unserer Fahrräder, aber zu unserer Erleichterung passten sie gut in das Gepäckfach im Bus. Wir mußten noch nicht mal die Taschen abmachen was den Fahrrädern noch zusätzlich gepolsterten Schutz bot. Keine zwei Stunden später stiegen wir am Busterminal in Potosi aus mußten uns aber noch 5 km den Berg hocharbeiten bis wir in der Nähe des Zentrums waren und ein passendes Hotel, mit eigenem sauberen Bad, Kabelfernsehen und Internet gefunden hatten, also alle Annehmlichkeiten die das Gesundwerden ein wenig netter machen.

Nun sind wir in Potosi, die Silberstadt welche einst die reichste Stadt und eine der größten der Welt war. Auch heute wird zum Teil noch unter sehr schlechten Bedingungen für die Arbeiter Silber und Zinn im Hausberg Cerro Rico abgebaut. Potosi selbst hat eine nette und sehr authentische Atmosphäre und von all den Kolonialstädten die wir bisher gesehen haben gefällt uns diese mit am besten. Allerdings lassen die Restaurants hier auch zu wünschen übrig und nach ein paar Tagen wissen wir auch schon nicht mehr wo und was wir essen sollen denn nach jedem Restaurantbesuch müssen wir beide erstmal direkt die Örtlichkeiten aufsuchen.

Diese Woche hat auch hier der Karneval Einzug gehalten. Viele junge Leute ziehen den ganzen Tag lang kreischend, tanzend und musizierend durch die engen Gassen. Ein Brauch hier scheint zu sein die Jecken mit Wasser zu bespritzen. Dabei scheint es keine Grenzen zu geben, also sprich gleich eimerweise wird ihnen das Wasser über die Köpfe gekippt.

Derzeit befinden uns auf dem Weg der Besserung, sind aber immer noch nicht in der Lage uns auf die Sättel zu schwingen. Auf Grund dessen dass die Versorgungslage auf dem weiteren Weg nach Süden nicht besser wird und unser Kocher nach wie vor nicht funktioniert müssen wir wohl unglücklicherweise in den nächsten Tagen nochmals einen Bus nehmen der uns die letzten etwa 350 km bis zur Grenze nach Argentinien bringt wo wir uns wieder vollwertig mit viel frischen Obst, Gemüse, Salat und Vollkornprodukten (hoffentlich) auf Vordermann bringen können. Da wir Bolivien in einigen Monaten nochmals ausgiebigst bereisen werden, diesmal in der Trockenzeit und mit neuem Kocher, können wir die Fahrt mit dem Bus einigermaßen mit uns selbst vereinbaren auch wenn wir sehr unglücklich über die Situation sind. Aber unsere Gesundheit geht vor, dennoch steht die Fahne an Metes Fahrrad auf Halbmast.

Noch als Fußnote, in unserer Zeit in Bolivien haben wir nun die 20000 Kilometer-Marke erreicht :-)