Durch Tansania, 7.6.-10.7.2015

Tansania | 28. Juli 2015 19:06

Von Arusha weg blieb es weiterhin nervig. Wir folgten ein Stück weit dem Touristenpfad in Richtung Serengeti Nationalpark aber ab der Kreuzung  zum Park sollte sich unser Weg von dem der Normaltouristen trennen. Aber der bunte Trubel blieb um uns bestehen.

In Babati, wo wir für einige Tage blieben, gewöhnten sich die Leute bald an uns und wir konnten uns einigermaßen ruhig bewegen. Wir verließen gerade das Restaurant gegenüber unseres Hotels, welches wir uns kurz angeschaut hatten, und merkten das wir verfolgt wurden. Mete drehte sich plötzlich um und fuhr den jungen Mann an warum er uns hinterläuft. Der stammelte etwas vorsich hin und wurde von uns weggeschickt. Da fragte eine Frau von gegenüber ob denn alles ok sei. Wir erklärten kurz und die Frau meinte sie kenne den jungen Mann und der wäre darauf aus etwas zu klauen wenn er denn die Gelegenheit hätte. So kamen wir mit der guten Frau und ihrem Mann ins Gespräch. Beide sind Pastoren und Gründer einer kleinen Privatschule. Da Maryanne nach dem Studium ein Stipendium in die USA bekam spricht sie dementsprechend auch englisch. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat gründete sie ihre Schule in der die Kinder bereits ab der ersten Klasse englisch lernen. Anfangs sei sie noch belächelt worden aber nun wächst und gedeiht ihre Schule Jahr für Jahr. Falls einer von euch Interresse hat für ein paar Wochen oder Monate ehrenamtlich den Kids englisch zu unterrichten (für Unterkunft und Verpflegung wäre gesorgt) könnt ihr uns Bescheid geben und wir bringen euch dann gerne mit Maryanne in Verbindung.

In einem Restaurant in Babati sahen wir einen Albino der von Tisch zu Tisch ging und versuchte Gürtel und Ähnliches zu verkaufen. Wir waren kurz erstaunt einen Weißen beim Verkauf zu sehen aber verstanden dann bald. Über genau diesen Albino unterhielten wir uns ein paar Tage später mit einem Priester beim Abendessen und fragten ihn ob denn die Leute hier auch an Zauberei glauben. Denn die Seifenopern die in den Restaurants rauf und runter laufen scheinen das als Hauptthema zu haben. Andrew, der Priester, meinte, ja, Zauberrei sei ein großes Problem in Tansania und viele Zauberer und Medizinmänner verbreiten unterm Volk dass Gliedmaße von Albinos zu Glück und Reichtum führen. So gibt es eine regelrechte Jagd auf Albinos welche in den letzten Jahren zu vielen Morden und Verstümmelungen geführt hat. U.a. ist erst vor kurzem der Vater eines Albinos mit dem Rest einer Bande in Haft genommen worden da er zum Mord seines Kindes Beihilfe geleistet hatte.

Von Andrew erfuhren wir auch dass die Katholische Kirche in Tansania den Menschen Familienplanung nahe legt um gegen eine Überbevölkerung, die vor der Tür steht, anzugehen. Wir waren erstaunt so was von einem Katholischem Priester zu hören. Aber leider stößt er da wohl auf taube Ohren. So möchten zum Beispiel viele Minderjährige, die zum Teil bereits schwanger sind, von ihm getraut werden. Da dies nicht geht und er ablehnt, heiraten die Minderjährigen nach den Arrangement des Brautpreises halt traditionell und vermehren sich fleißig.

Bedingt durch den Mangel an Hotels trafen wir auf unserem Weg durch Tansania sehr viele Priester, Pastoren und Nonnen da wir bei Ihnen campten und sind auch sehr froh drum denn oftmals waren sie die einzigen mit denen wir ein relativ normales Gespräch führen konnten, zweimal sogar auf deutsch.

Das Reisen hier ist schon eine kleine Herausforderung. Überall wird man irgendwie  blöd angelabert. Meist sind dies junge Männer die aus großen Gruppen heraus mit sinnlosem Gequatsche ankommen dass wohl eher zur Belustigung anderer dienen soll. Auch sonst ist sehr aufällig dass die Leute nicht zum Arbeiten nach unserem Sinne geschaffen zu sein scheinen. So tun sich beispielsweise in Geschäften viele mit dem Rechnen schwer. Oder ein Tee im Hotel zu bestellen ist ein kleines Projekt für sich und sorgt schon fast für ein schlechtes Gewissen bei uns wenn man auf seine Bestellung ein “Uffffffffff” bekommt oder ein “Es gibt gerade kein heiß Wasser!”. “Dann koch doch welches!” (auf dem Elektroherd). “Uffffff, nicht jetzt!” Etc, etc…

Ab Singida stürzten wir uns wieder ins Abenteuer. Knapp 500 Kilometer unbefestigte Piste lagen vor uns. Kaum waren wir von der Hauptstraße abgebogen veringerte sich unsere Geschwindigkeit auf fast die Hälfte und wir dachten wir sind auf nem Rodeo-Stier so durchgeschüttelt wie wir teilweise wurden. Hm erste Zweifel kamen auf ob wir uns das denn gut überlegt hatten. Denn Einkaufsmöglichkeiten sind natürlich rar und wir können ja auch nur begrenzt Proviant mitführen. Aber das ist ja alles nix Neues für uns.

So strampelten wir auf der Piste mal recht mal schlecht von Dorf zu Dorf und nun sahen wir auch die Armut der Bevölkerung auf dem Lande. Gemüseangebot heißt hier nur noch Tomaten die auch schon bessere Tage gesehen haben. Wasser konnten wir uns zum Glück kaufen aber Brunnen sieht man sehr wenige. Die Frauen und Mädchen laufen kilometerweit zu irgendwelchen Tümpeln und schleppen dann das Wasser auf ihren Köpfen wieder heim. Überhaubt wird so ziemlich alles auf dem Kopf getragen. Zum Teil in Mengen wo wir uns fragen wie das denn überhaupt möglich ist.

Glücklicherweise hat jedes Dorf mindestens eine Kirche oder gar eine Mission so dass wir wenigstens abends nach getaner Arbeit zur Ruhe fanden. Meistens registriert man sich in ein Gästebuch und der Dorfvorsteher wird informiert dass es Gäste im Dorf gibt für dessen Sicherheit er dann verantwortlich ist. Mal mit viel Tamtam wo uns Stühle gebracht werden auf denen wir dann warten dürfen das der Dorfchef dann kommt und uns irgendetwas von seinem Amt erzählt oder aber wir werden nur kurz auf dem Weg vorgestellt.

Einmal hatten wir uns mit den Abständen zwischen den Dörfern verschätzt und mußten dann doch gute zwei Stunden im Dunkeln fahren. Außer der Giraffenhorde die unseren Weg kreuzte haben wir nicht viel gesehen. Auch keine Hyänen die es hier überall gibt. Spät am Abend fanden wir dann Unterschlupf in einem leerstehenden Raum neben dem Haus des Priester des Ortes. Der Dorfchef, der auch vorbei kam, wollte uns zu ehren noch ein Huhn schlachten aber davon haben wir ihn zum Glück noch abhalten können.

Tags drauf fragten sie uns wie oder ob wir denn helfen könnten die Schulgebühren ihrer Kinder zu übernehmen. Wir erklärten dass es nicht ginge und auch nicht in Ordnung sei einzelnen Kindern des Ortes zu helfen und anderen nicht, was dies für Konsequenzen im Dorf hätte und erklärten ihnen aber wie sie ihr Anliegen bei den größeren Organisationen wie World Vision, Unicef, Plan etc vortragen könnten.

Leider ist der Bildungstand bei allen Generationen auf dem Lande erschreckend gering. Eine Dichte an Schulen wie z.B. in Kenia sieht man hier nicht. Auch wenn es Schulgebäude gibt sind die wenigen Lehrer hier draußen mit der Anzahl der Schüler hoffnungslos überfordert. Auch ist es nicht im Interesse vieler Farmer dass alle Kinder zur Schule gehen den viele sind auf die Hilfe ihrer Kinder zur Saison angewiesen. Obwohl die Grundschule gebührenfrei ist müssen Schuluniform, Hefte und Stifte etc selbst erworben werden was für die kinderreichen Familien schwer zu tragen ist.

Aber herzerwärmend sind die Kinder die immer neugierig gucken kamen, wenn wir irgendwo einkauften, Pause machten oder unser Nachtlager aufbauten, sonst aber ruhig blieben und auch gebührend Abstand hielten. Die Freude und Neugier ist in ihren Gesichtern unschwer zu erkennen wenn sie zwei so anders Aussehende zu Gesicht bekommen. Uns bereiteten sie auch viel Freude, sind sie doch sehr leicht zu erfreuen und zum Lachen zu bringen.

Wie so oft ist es auffällig dass Menschen die so wenig haben irgendwie glücklich wirken. Aber das kann auch täuschen und eine Überlebensstrategie sein. An zwei aufeinander folgenden Tagen gab es jeweils eine Beerdigung als wir im Dorf ankamen. Einmal war es ein junger Mann der einen Schlangenbiss nicht überlebte und einmal verstarb eine junge Frau und ihr Baby bei der Geburt. Dies liegt daran das es kaum Gesundheitsstationen hier draußen gibt. Und selbst wenn es denn eine Station gibt sind die natürlich nur sehr spartanisch ausgestattet. Die Krankheiten die durch den Mangel an sauberem Wasser und Fehl- und Unterernährung  verursacht werden sieht man natürlich auch nicht einfach so im  vorbeifahren. An den Wassertümpeln lauern obendrein Moskitos die durch Krankheitsübertragung, allen voran Malaria, für viel Leiden in der Bevölkerung sorgen.

Nach etwa 10 Tagen gelangten wir wieder auf die Asphaltstrasse und schon wurde es wieder etwas einfacher zu radeln aber wieder schwerer was die Leute und deren Verarschungsversuche angeht. In einem Hotel z.B. fragten wir ob wir mit Dollar zahlen können. Ja sicher kein Problem, hieß es. Der Wechselkurs vom Rezeptionisten war auch ok. Aber wir waren gerade auf dem Weg ins Zimmer da dachte sich der Manager er kann uns ja verarschen weil er warscheinlich dachte wir wären vom Himmel in sein Hotel runtergefallen und wollte uns nur noch die Hälfte des bereits erwähnten Wechselkurses geben. Einen Geldwechsler hatte er wohl auch irgendwo her aufgetrieben. Mete hat ihn vor all dem anderen Personal in Grund und Boden geredet. Nun war der Depp in der Position sich für sein Verarsch-Versuch entschuldigen zu müssen. Vielen vom Personal schien das gefallen zu haben so wie sie teilweise grinsten.

In einem anderen Hotel, welches das beste im Ort war, kam der Nachtwächter an und wollte, etwas erpresserisch in seiner Art, fürs Bewachen der Räder bezahlt werden. “Aha, komm mal mit junger Mann!” Der freute sich schon weil er warscheinlich mit einem Koffer voller Geld rechnete. Mete nahm ihn in den Arm und rief den Supervisor zum Übersetzen her. stauchte den Nachtwächter zusammen und wollte vom Supervisor erklärt bekommen warum der Typ so besoffen als Nachtwächter arbeiten kommt. Der Nachtwächter entschuldigte sich auch brav mit den Blick auf den Boden und den Kopf wie ein kleines Kind zur Seite geneigt. Gleiches Spiel mit dem Manager der sich auch nur entschuldigen konnte.

So ging es noch einige Tage weiter mit der Zusammenstaucherei in vielen Hotels immer mit dem gleichen Resultat dass die Manager sich dann für ihre Dummheit erklären mussten. In einer Grenzstadt zu Malawi wurde der Preis im besten Hotel weit und breit mal eben verdoppelt. Nach dem der Rezeptionist gerupft wurde ging es dem Manager übers Telefon an die Gurgel. Gleiches Spiel: Eine Entschuldigung, dann Preis wieder runter auf die Hälfte. Geblieben sind wir natürlich nicht.

Metes Nervenkostüm wurde hier immer dünner. Auf das blöde Angemache der jungen Männer, die sich wie pupertierende Jungs verhalten, heißt es nur noch “Shut up, you idiot!”, und das mindestens fünfmal am Tag.

Puh, von Malawi, wo wir ja unweit der Grenze sind hatten wie ja nur Gutes gehört. Die Leute sollen sehr entspannt und superfreundlich sein. Mensch, da tut sich schon große Vorfreude auf. Vielleicht können wir ja wieder entspannt und relaxt durchs Land radeln?

 

im Massailand im Norden Tansanias

im Massailand im Norden Tansanias

im Massailand im Norden Tansanias

im Massailand im Norden Tansanias

mit Pastorin Maryanne und ihren Schulkids

mit Pastorin Maryanne und ihren Schulkids in Babati

mit Pastor Andrew

mit Pastor Andrew in Nangwa

unterwegs

unterwegs

Kinder im Dorf

Kinder im Dorf

mit der italienischen Schwester "Mama" Rita und Schwester Mary in der Mission in Mkiwa

mit der italienischen Schwester “Mama” Rita und Schwester Mary in der Mission in Mkiwa

unterwegs

unterwegs

Äffchen

Äffchen

in einem Dorf

in einem Dorf, von links: der Dorfchef, Kirchenmitarbeiter, Pastor

in einem Dorf

in einem Dorf

Schwester Marie Carmen aus Südtirol lebt seit 35 Jahren in der Mission in Mitundu. Schöne Grüße von ihr nach Südtirol und Deutschland

Schwester Marie Carmen aus Südtirol lebt seit 35 Jahren in der Mission in Mitundu. Schöne Grüße von ihr nach Südtirol und Deutschland

Hütte unterwegs

Hütte unterwegs

manchmal wird die Pist sehr sandig

manchmal wird die Piste sehr sandig

und manchmal hilft nur noch schieben

und manchmal hilft nur noch schieben… an einem Tag schoben ganze 25km am Stück

unser Camp in der Pentecoastal Church in Rungwa

unser Camp in der Pentecoastal Church in Rungwa

Rungwa mit Pastorensohn Jonas in dessen Kirche wir übernachteten

In Rungwa mit Pastorensohn Jonas in dessen Kirche wir übernachteten. Jonas verkauft Wasser aus dem Hausbrunnen um das Brautgeld zusammenzusparen.

vor einem Geschäft

vor einem Geschäft

vor einem Geschäft

vor einem Geschäft

Die Dorfbäckerei von Rungwa

Die Dorfbäckerei von Rungwa

bei der Dorfbäckerin

bei der Dorfbäckerin

Mit den Schwestern Luciana und Fidelia hatten wir viel Spaß

Mit den Schwestern Luciana und Fidelia hatten wir viel Spaß

Und los gehts!

Und los gehts!

Die beiden hatten auch ihren Spaß!

Die beiden hatten auch ihren Spaß!

Seerose

Seerose

Chorprobe

Chorprobe

Feuerholz

Feuerholz

Es ist unglaublich was die Frauen alles auf ihren Köpfen tragen können...

Es ist unglaublich was die Frauen alles auf ihren Köpfen tragen können…

Camp in einer Katholischen Kirche

Camp in einer Katholischen Kirche

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