Durch Massai-Land, 24.-30.5.2015

Kenia | 6. Juni 2015 11:47

Prateek, unser Gastgeber in Nairobi, hatte es uns mehrmals zu Herzen gelegt erst am Sonntag die kenianische Haupstadt mit ihrem fürchterlichem Verkehr zu verlassen. So folgten wir seinem Rat und es gab merklich weniger LKWs und Autos auf den Straßen, aber viel los war trotzdem noch.

Wir waren uns aber nicht sicher wie wir denn durch Kenia radeln sollten? Einfach einen geraden Strich auf der Haupstraße Richtung Arusha in Tanzania wo wir in weniger als 3 Radeltagen schon wären? Hm, das wäre ein wenig langweilig dachten wir uns aber Wahl Nummer 2 die Nairobi-Mombasa Road die die 2 größten Städte des Landes verbindet ist einfach mörderisch. So gab es eine weitere Alternative einfach mitten durch das Massai-Land und somit rein ins Abenteuer Kenia. Wir entschieden uns fürs Letztere.

Anfangs war es ziemlich normal auf unserem Weg raus aber schon bald merkten wir warum Nairobi keinen so guten Ruf hat. Wir konnten kaum stoppen ohne direkt blöd angepöbelt zu werden und manche störte es wohl dass wir überhaupt anwesend waren. Naja in Luft können wir uns ja nicht auflösen aber weiterfahren war wohl doch die sicherere Alternative. Keine fünfzig Kilometer weiter südlich wurde es ein Stück weit normaler und da wir ja seit über 2 Monaten nicht im Sattel saßen wollten wir es ein wenig gemütlich angehen lassen und entschieden uns bereits am Nachmittag zu stoppen. Es gab auch ein Hotel auf unserem Weg aber das war so runtergekommen das wir erst gar nicht geblieben sind. Kurze Zeit später kamen wir in Isinya an einer katholichen Kirche vorbei und dort war der Pastor zwar nicht anwesend aber Bonface, der mit Familie und Freunden für seine Hochzeitszeromonie probte, arrangierte uns ein Raum in dem wir dann zelteten. Wir sollten aber die Tür von innen verriegeln da es nicht so sicher sei hieß es…

Tags drauf bogen wir dann von der Hauptstraße ab und fuhren ins Massai-Land rein. Der Pastor der Kirche (selbst Massai), hatte gemeint dass es relativ sicher sei im Massai-Land und dies wurde noch von Mitarbeitern der Deutschen Welthunger Hilfe, die wir auf den Weg trafen, bestätigt. Tatsächlich emfpanden wir, die nicht mehr ganz so traditionellen Massai als freundlich.

Keine 10 Kilometer abseits der Haupstraße sahen wir dann auch unsere ersten Wildtiere. Kleine Antilopen, super so konnte es von uns aus weitergehen! Unseren ersten Zeltplatz hatten wir dann bei einer Familie die ihr Lehmhaus ein Stück abseits des Weges hatten. Dort blieben wir dann für die Nacht und waren sehr angetan von der Freundlichkeit und Offenheit dieser Familie. Alle Kinder der Familie gehen zur Schule. Teilweise sogar ins Internat und dementsprechend gut sprachen sie auch englisch. Thomas, der zweitälteste Sohn der Familie, erklärte uns dass der Brautpreis derzeit bei 4 Kühen läge und wir in Richtung Tansania noch auf traditionelle Massai treffen würden die, nicht so wie seine Familie halbzivilisiert sind, sondern noch auf Löwenjagd gehen. Fremden Menschen gegenüber seien sie aber sehr freundlich. Auch würden wir bald auf Zebras und Giraffen stoßen. Das machte ja echt Vorfreude. Die Hyänen die es hier gibt die bräuchten wir aber nicht zu fürchten.

Der Weg, der anfangs noch einigermaßen gut zu fahren war, wurde immer schlechter so dass wir immer langsamer voran kamen. Im Dorf Mashuru wollten wir Wasser kaufen. Als wir dort ankamen guckte uns ein älterer Massai an und Mete grüßte in aus Höflichkeit. Er wollte uns zum Geschäft begleiten wo wir Wasser kaufen könnten, meinte er. Wir lehnten erst ab da der Ort vielleicht gerade mal hundert mal hundert Meter groß ist und es ja mehrere Geschäfte gibt aber wenn er denn unbedingt mit uns gehen will soll es uns ja nicht stören, wir sind ja aufgeschlossene Menschen. Nur das er dann dafür bezahlt werden möchte damit hatten wir nicht gerrechnet. Mete erklärte es dem Mann noch aber der bestand auf Bezahlung. Wir weigerten uns . Der Geschäftsinhaber meinte noch wir sollen ihn ignorieren da er eh angetrunken sei. Aber frustriert wie er war, spuckte der Mistkerl in Metes Richtung. Mete spuckte zurück und dann verzog sich der Depp und meinte wir werden die Gegend nicht lebendig verlassen.

Am Abend zelteten wir dann bei Hellen und ihrer Familie. Sowohl sie als auch ihr Mann erzählten von einem Weg der viel besser zu fahren sei aber nicht in unserer Karte zu sehen war. Da beide so glaubwürdig waren folgten wir ihrem Rat der von anderen, angeblich im Tourismus arbeitenden Leuten bestätigt wurde. Wir bogen dann, nachdem Mete einen Speichenbruch repariert hatte, vom “unserem” Feldweg in den nächsten ein und siehe da, die ersten Zebras und eine Giraffe warteten linker Hand auf uns und zur rechten hüpften Antilopen und Gazellen durch die Gegend! Wir konnten unseren Augen kaum glauben!

Das ist natürlich eine Safari von der man ja sonst nur träumen darf. Weit und breit kein Zaun der die wundervollen Tiere und uns auf unseren Fahrrädern trennen würde. “Mitten drin statt nur dabei”, so hieß mal ein Werbeslogan an den wir uns erinnert fühlten. Besonders weit kamen wir bei einer solchen Kulisse natürlich nicht aber das war uns eh egal.

Gegen Mittag trafen wir einen Massai der uns mir seiner Herde entgegen kam. Er stand am Rande des Weges und wunderte sich ein wenig über uns. Wir grüßten und hielten an für nen Smalltalk ohne Massai- oder Suaheli-Sprachkentnisse. Da kommen erfahrungsgemäß schon ganz witzige Gespräche bei raus. Unser Massai den wir kennen lernten hieß Koma. Wir zeigten ihm unsere Fotos die wir, von den Tieren die er täglich sieht, gemacht hatten. Er freute sich aber überschwenglich da er warscheinlich noch nicht viele Fotos von Zebra und Co gesehen haben mag. Also machten wir einige Bilder von ihm und uns gemeinsam und er war begeistert. Auf der Weltkarte zeigten wir ihm dann wo denn Deutschland und die afrikanischen Länder um Kenia herum liegen.  Da der Junge so freundlich und leicht zu erfreuen war fragte Mete ihn (in Zeichensprache) ob er denn sein Fahrrad fahren möchte? Keine Minute später saß er dann auf einem voll beladenen Reiserad. Das er da etwas Hilfe benötigte ist ja klar. So bekam er etwas Fahrtraining vom Mete. Alle hatten wir einen Heidenspaß. Er hat  wohl im Leben noch kein Reiserad gefahren und wir noch nie einen traditionellen Massai mit einem Schwert an der Hüfte auf einem gesehen. Diese Begegnung werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Zum Glück haben wir Koma auch ein Foto von uns geben können, als Erinnerung an unsere lustige Begegnung.

Den Ort den wir anpeilten stellte sich als weiter heraus als gedacht. So versuchten wir im nächsten Dorf an den wir vorbei fuhren etwas Wasser zu kaufen, aber leider gab es keines. Die Frau die uns zum Dorfladen brachte meinte, wir sollen lieber nicht weiterfahren denn nach da wo wir hinwollten sei es viel zu weit und in der Gegend gebe es viele Elefanten und Löwen!?! Ups!

Sie meinte, das Beste sei vielleicht zur Schule zu gehen und dort in einem Klassenzimmer zu zelten. So gingen wir mit ihr zur Schule und die Lehrer und Schüler trauten ihren Augen kaum zwei Muzungus auf Fahrrädern zu Besuch zu haben. Sofort wurde ein Zimmer gefegt und Tische wurde zurecht gerückt damit wir Platz für unser Zelt hatten. Wasser gab es zum Glück auch, wir brauchten es nur noch zu filtern. Die Lehrer meinten auch dass die Elefanten sogar bis fast an die Schule kommen da es in der Nähe wohl Wasser gibt. Allerdings seien die Löwen ein Stück weiter weg. Natürlich in der Richtung wo wir tags drauf hin wollten.

Am nächsten Morgen kamen einige Schüler schon eher um uns noch zu sehen bevor wir aufbrachen. Nach etwa einer halben Stunde auf der Piste sahen wir eine Horde Paviane und ein paar Strauße und keine Stunde später waren viele Spuren im sandigen Boden zu sehen.

Bei einer dieser Spuren waren wir uns beide ziemlich sicher dass es sich wohl nur um Löwenspuren handeln konnte. Kurz darauf stoppten wir um kurz um die Ecke zu verschwinden. Dagmar ging gerade 10 Meter Richtung Busch da hörten wir in geschätzten 30 Metern erst ein “roaar”, etwas lauter “roaaaar” und dann sehr laut “roaaaaaaaaaar”!!!

Oh, unser Rastplatz war wohl schon vergeben. Also machten wir uns ganz kleinlaut davon und fuhren stillschweigend und mit einem mulmigen Gefühl etwas weiter. Dann schauten wir nochmal und der Löwe war wieder zu hören diesmal ein kleines Stück weiter weg. Als wir da standen kam auch gerade ein Massai an. Wir fragten ihn, in die Richtung zeigend: “Simba?” “Simba!”, er zeigte in die Richtung und bestätigte dass es dort Löwen gibt. Nur sehen konnten wir sie nicht, wir haben aber auch nur flüchtig geguckt da wir lieber schnell noch etwas Abstand gewinnen wollten.

So langsam kamen wir dem Amboseli National Park immer näher und verliessen damit auch bald traditionelles Massai-Land. Auch wurde die Stimmung nun etwas anders. Von den Massai waren wir so gut wie gar nicht angebettelt worden nur ein Nachtwächter an einer Schule wurde nervig als er Geld von uns verlangte obwohl er das Nachbargelände und nicht die Schule bewachte. Aber gezahlt haben wir nicht.

Hier am Rande des Massai-Landes und des sehr von Touristen frequentierten Nationalparks änderte sich das Bild aber. Kinder liefen bei unserem runtergekommen (verstaubten) Anbild furchterschrocken davon und die Erwachsenen stellten sich an den Weg in der Hoffnung etwas von uns zu bekommen.

In Namelok kamen dann immer mehr Leute an, einige hatten sogar konkrete Vorstellungen was sie denn von uns wollten. Einer ließ alles auf seiner Farmarbeit fallen, kam angerannt und wollte einen Laptop haben. Scherzkeks! Ein anderer war entsetzt zu hören das er bereits Nummer 50 an diesem Tag war der nach Geld fragte. Lustig ist aber wie unverblühmt einige dabei sind.

So kamen wir dann kurz vor der Grenze nach Tansania wieder auf der Haupstrasse raus. Die letzten Tage waren ganz schön anstrengend gewesen auf den Schotter- Stein und Sandwegen auf denen wir nicht immer gut durchgekommen waren und auch viel hatten schieben müssen. Um so mehr wußten wir nun den Asphalt zu schätzen. Auch war es ein komisches Gefühl nach den paar Tagen im Busch wieder so viele Leute auf einem Haufen zu sehen und so wollten wir direkt durchfahren in Richtung Grenzstadt.

Auf halbem Weg stoppte ein Auto auf der anderen Straßenseite und wir wurden sehr nett begrüßt. Der gute Mann stellte sich als Klaus aus Bremen vor. Er konnte es kaum fassen dass wir schon mehrere Länder mit dem Rad durchquert hatten und lud uns zu sich nach Hause ein. Wir machten dann kehrt und innerhalb von 15 Minuten Bergabfahrt kamen wir in Begleitung von ca 20 Kids bei seiner Frau Celina in Kimana an. Sie freute sich auch schon auf Besuch aus der Heimat von Klaus. Außerdem sprach sie ziemlich gut Deutsch.

Bei den Beiden konnten wir uns mal wieder richtig auf Vordermann bringen. Klaus hatte viel zu erzählen von seinem Abenteuer nach Kenia auszuwandern. Also Honig schlecken ist das nicht wenn einem von Korrupten Beamten nur Steine und Forderungen in den Weg gelegt werden und man immer auf sein Hab und Gut aufpassen muss. Aber ein nettes Heim mit samt Minimarkt haben sich die beiden da hingestellt. Auch ist Klaus bestens informiert was noch in Deutschland abläuft. So hatten wir ne ganze Menge zu diskutieren was unsere Zeit bei den beiden sehr kurzweilig machte.

Tags drauf standen wir dann vor dem Grenzposten nach Tansania. Die kurze Zeit in Kenia war so voller Eindrücke dass wir den Kontinent schon fast wieder verlassen könnten, soviel haben wir die letzten Tagen gesehen und erlebt. Aber wir haben ja noch etwas Strecke vor uns.

 

Wir übernachten in der Kirche in Isinya

Wir übernachten in der Kirche in Isinya

Wir verlassen die Hauptstrasse und fahren in das Massai-Land hinein

Wir verlassen die Hauptstrasse und fahren in das Massai-Land hinein

erste Antilope

erste Antilope

Vogel

Vogel

Camp bei Thomas und seiner Familie

Camp bei Thomas und seiner Familie

Thomas jüngster Bruder

Thomas jüngster Bruder

Mama Esther

Mama Esther

Massai-Schuhwerk

Massai-Schuhwerk

vor einer Kirche

vor einer Kirche

Der Weg führt durch ein trockenes Flussbett.

Der Weg führt durch ein trockenes Flussbett.

Kinder laufen ständig mit und rufen "Muzungulei" ("Mein Weisserchen")

Kinder laufen ständig mit und rufen “Muzungulei” (“Mein Weisserchen”)

mit Schulkindern

mit Schulkindern

Speichenbruch

Speichenbruch

Antilopen

Antilopen

erste Zebras

erste Zebras

Antilopen

Antilopen

Giraffe

Giraffe

Termitenhügel

Termitenhügel

Antilopen auf dem Weg

Antilopen auf dem Weg

Vogelnest

Vogelnest

durch ein Flussbett

durch ein Flussbett

mit Koma, dem Massai

mit Koma, dem Massai

Koma, der Massai

Koma, der Massai

wir zeigen Koma wo Kenia auf der Weltkarte liegt und wo wir herkommen und hinfahren

wir zeigen Koma wo Kenia auf der Weltkarte liegt und wo wir herkommen und hinfahren

mit dem Massai Koma

mit dem Massai Koma

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

Mete lässt Koma sein Fahrrad fahren und hilft ihm dabei

der Massai Koma

der Massai Koma

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

nach etwas Übung konnte Koma Dagmars Fahrrad alleine fahren

Empfang in der Schule in einem Massai Dorf wo wir zelteten

Empfang in der Schule in einem Massai Dorf wo wir zelteten

Empfang in der Schule in einem Massai Dorf wo wir zelteten

Empfang in der Schule in einem Massai Dorf wo wir zelteten

Unser Zeltplatz im Klassenzimmer

Unser Zeltplatz im Klassenzimmer

Verabschiedung am frühen morgen

Verabschiedung am frühen morgen

Massai-Familie unterwegs

Massai-Familie unterwegs

mit einer Massai-Frau

mit einer Massai-Frau

unterwegs

unterwegs

bei einem Brunnen wo Massai-Frauen ihre Wasserkanister auffüllen und auf Esel packen

bei einem Brunnen wo Massai-Frauen ihre Wasserkanister auffüllen und auf Esel packen

bei einem Brunnen wo Massai-Frauen ihre Wasserkanister

bei einem Brunnen wo Massai-Frauen ihre Wasserkanister

Zebras

Zebras

Zebras und Giraffen

Zebras und Giraffen

unser Weg

unser Weg

Antilope

Antilope

unterwegs

unterwegs

Massai-Behausung

Massai-Behausung

Kilimanjaro, Afrikas höchster Berg

Kilimanjaro, Afrikas höchster Berg

eine Horde Gnus

eine Horde Gnus

Gnus und Sträusse

Gnus und Sträusse

Gnus

Gnus

Wildlife

Wildlife

ein Strauss-Pärchen

ein Strauss-Pärchen

unterwegs

unterwegs

Blick auf den Kilimanjaro

Blick auf den Kilimanjaro

Vorschulkinder

Vorschulkinder

bei Klaus und Celina in Kimana

bei Klaus und Celina in Kimana

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