Pleiten, Pech und Pannen rund um den Cotopaxi, 11-22/9/2011

Ecuador | 22. September 2011 00:45

Wir verließen Quito an einem Sonntag. Dies war gutes Timing da sonntags für Fahrradfahrer eine durchgängige Strecke von etwa 30 Kilometern, einmal quer durch die Stadt, komplett von jedem weiteren Verkehr freigemacht wird und so konnten wir ungehindert und ohne die ständigen teilweise pechschwarzen Autoabgase im Gesicht aus der Stadt hinaus fahren. Die ersten paar Kilometer bis zum historischen Zentrum hatten wir noch Begleitung von Carlitos und den beiden Franzosen Alice und Julien welche ebenfalls in Carlitos Casa de Ciclistas übernachteten, bevor wir uns dann von ihnen verabschiedeten. 

 

 

Unser Ziel von hier aus war der Cotopaxi Nationalpark zu welchen wir durch den Nordeingang hineinfahren und am Südeingang wieder verlassen wollten. Der Cotopaxi ist mit seinen 5897 Metern einer der höchsten activen Vulkane der Erde. 

 

Mete hatte zwar auf dem Weg aus Quito heraus einen 10 Dollar Schein gefunden, aber der sollte uns diesmal kein Glück bringen. Die Strecke zum Nordeingang entpuppte sich für uns und unsere schweren Räder als unbefahrbar auf mit großen Steinen befestigter und steiler Strasse. 

Als Alternative wollten wir dann durch die Boliche National Recreation Area auf die Strasse zum Cotopaxi gelangen welche auf unserer Karte eingezeichnet war. Um jedoch dorthin zu gelangen hatten wir erstmal stundenlang mit vielen Steigungen gegen extrem starken Frontwind zu kämpfen. Am Ende des Tages, als wir unser Camp im Wald kurz vor dem Eingang zur Boliche NRA aufschlugen, unser erster Wildcampingplatz seit Langem, hatten wir einen neuen Minusrekord aufgestellt: Die Durchschnittsgeschwindigkeit an diesem Tag betrug nur 6,61 km/h! 

 

 

Am nächsten Morgen erklärte uns der Ranger von der Boliche NRA dann dass die Strasse zum Cotopaxi wegen Erdrutschen unpassierbar ist! Naja alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei und so nahmen wir uns dann schlussendlich den Südeingang vor. Hier trafen wir auf die beiden australischen Panamericana Radler Sarah und Tom die gerade den Park verließen. Die beiden sind ebenfalls auf dem Weg nach Feuerland und vielleicht treffen wir sie zu einem späteren Zeitpunkt ja nochmal da wir ja mehr oder weniger die gleiche Route haben. 

 

 

Und am Ende des Tages erreichten wir dann auch fast (!)den Campingplatz im Cotopaxi NP. Wir wußten es war nicht mehr weit, aber nicht genau wie weit, und als uns das Tageslicht ausging schlugen wir uns wieder in die Büsche. Sehr geschützt waren wir diesmal nicht aber da auch keine Autos mehr fuhren hatten wir dennoch eine ruhige und kalte Nacht. 

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf zum Campingplatz der nur noch 1,5 Kilometer (!) entfernt war. 

 

Hier gab es sogar eine Schutzhütte in der wir windgeschützt unser Zelt aufstellen konnten. Hätten wir das bloß vorher gewußt! 

 

Hier machten wir für den Rest des Tages auf 3800 Metern Pause und genossen die Ruhe und die wunderschöne Landschaft. Den Campingplatz hatten wir für uns alleine, zumindest wenn man von dem Anden Wolf der um unser Camp herumschlich mal absieht. Abends zeigte sich uns der Cotopaxi in seiner ganzen Pracht, ist er doch tagsüber meist in Wolken eingehüllt, und in der weiten Ferne konnten wir sogar den 6310 Meter hohen Vulkan Chimborazo erkennen. 

 

 

 

Als wir den Park dann einen Tag später wieder durch den Südeingang verlassen hatten, checkten wir bei erster Gelegenheit unsere Emails und fanden die Einladung einer Warmshowers Gastgeberin in El Chaupi in unserer Mailbox. Da diese Frau schon fast 80 Länder mit dem Fahrrad bereist hat wollten wir sie unbedingt kennenlernen und so änderten wir kurz entschlossen unsere Richtung und radelten wieder nach Norden, nach El Chaupi. 

Nach einem anstrengenden Radeltag, auf zum Teil übelster Piste, kamen wir schließlich total verfroren, hungrig und im Dunkeln bei ihr an. Leider stellte sich dann heraus dass wir dann doch nicht so gerne eingeladen waren wie ihre Email den Anschein erweckt hatte. Der Besitzer der Hacienda die sie verwaltete und auf der sie Warmshowers-Gäste empfangen wollte, war nicht informiert. Jedoch hatte sie seine Telefonnummer auf der Warmshowers Webseite hinterlegt und natürlich hatten wir diese angerufen da dies für uns ja die Nummer unserer Gastgeberin war. Dass sie darüber nicht erfreut und dementsprechend nicht gut auf uns zu sprechen war und den Wirrwarr der sich daraus dann ergab könnt ihr euch vielleicht annäherend vorstellen. Einzelheiten möchten wir hier weglassen. Woher hätten wir auch wissen sollen dass jemand auf die Idee kommt das Haus eines anderen ohne dessen Wissen auf der WS Webseite zu inserieren und dann noch dessen Telefonnummer angibt anstatt die eigene? Hätten wir dies alles gewußt, hätten wir gar nicht erst die ganzen Strapazen auf uns genommen und wären erst gar nicht gekommen. Eigentlich hatten wir geplant einen Ruhetag in El Chaupi zu verbringen zogen es aber wegen der Umstände vor doch am nächsten Morgen, nach dem Bezahlen der Unterkunft, direkt weiterzuziehen. Und das war auf jeden Fall die beste Entscheidung, dauerte selbst das Verlassen des Grundstücks noch geschlagene zwei Stunden bedingt durch Diskussionen in denen unsere “Gastgeberin” es nicht ausließ sämtliche haltlose und lächerliche Anschuldigungen und Niedermachungen (bspw. bzgl. unserem Kommen, unserer Fahrräder, Routenwahl, Landkarten….) loszuwerden die ihr nur einfielen. Am Ende gingen wir im Streit auseinander und wir waren froh als wir endlich das Grundstück verlassen hatten, hatten jedoch sogar etwas Mitleid mit der verwirrt wirkenden und wiedersprüchlichen Frau. 

Unser nächstes Ziel war Latacunga wo wir uns für ein paar Nächte im netten Hotel Fantasia kurz vor der Stadt einquartierten. Natürlich kamen wir hier nicht an, ohne nicht zuvor auf dem Weg hierhin noch einen Platten reparieren zu müssen, passend zum Verlauf der letzten Tage. 

Von hier aus startete Mete seine Expedition ‘Besteigung des Cotopaxi’. Bereits am Vormittag traf er sich mit seinem Bergführer Emilio der nicht gerade sehr motiviert erschien. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Schutzhütte welche sich auf 4800 Höhenmetern befindet. Dort verbrachten sie den ganzen Tag um sich an die Höhe und die dünne sauerstoffarme Luft zu gewöhnen. Abends hieß es dann früh schlafen gehen, bzw. sich zumindest auszuruhen denn bereits um Mitternacht mussten sie wieder aufstehen. Dann gab ein Frühstück, eine letzte Einweisung, die Expeditionskleidung wurde angezogen und um 1 Uhr nachts ging es dann los. 

Die Bedingungen waren frostig, gefühlte minus 20 Grad Celsius. Man spürte den eiskalten starken Wind im Gesicht der einen fast umblies und es schneite. Der Weg war sehr steil und die Luft wurde mit jedem Meter Höhe merklich dünner und dünner. Alles in allem kamen die beiden nur sehr sehr langsam voran. Dann setzten bei Mete die ersten Symptome der Höhenkrankheit ein. Als die Kopfschmerzen und die Übelkeit stärker wurden entschloss er sich nach etwa 2,5 Stunden keinen falschen Ergeiz zu haben, hatte ihn sein wortkarger aber sehr erfahrener Guide ausführlichst von den Auswirkungen der Höhenkrankheit gewarnt, außerdem hätte ein Ausrutscher oder ein sonstiger Fehltritt schwere Auswirkungen auf unsere Radreise die über anderen Abenteuern steht. Es wirkte so als sei diese Entscheidung ganz zur Freude seines Bergführers der eh keine Lust zu haben schien. Unten angekommen sprach er dann sogar einige Worte, sehr zur Verwunderung von Mete. Als die beiden wieder in tiefere Gefilde fuhren wurden die Symptome immer schlimmer wobei die waschbrettartige Piste ihren Beitrag dazu leistete. Es machte nur noch bumm bumm bumm in Metes Kopf. Um etwa 8 Uhr morgens, zurück im Hotel, sah er demensprechend aus und legte sich erstmal den ganzen Tag ins Bett um sich zu erholen und aufzuwärmen was dann auch zur Besserung führte. 

 

 

Einen Tag später machten wir einen Ausflug zum Lago de Quilotoa, ein auf etwa 3900 Höhenmetern gelegenen Kratersee. 

 

 

 

 

Abends zurück im Hotel in Latacunga schlug bei Mete eine Lebensmittelvergiftung ein wie eine Granate, übelster Art. Somit mußten wir unsere Weiterfahrpläne erstmal bis auf weiteres verschieben und befinden wir uns immer noch gerade mal nur etwa 100 Kilometer südlich von Quito welches wir vor 11 Tagen verließen. 

Einen großen Dank auch noch an die Bomberos in Machachi in deren Fitnessraum wir für eine Nacht unser Zelt aufstellen durften. 

 

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