Die Küste Nordkaliforniens

USA | 7. November 2010 00:06

 

Wir machten uns auf in Richtung San Francisco. Sehr viel Gutes haben wir bereits über diese Stadt gehört. Wir fuhren den Highway 101 runter in Richtung Legget von wo wir aus auf den sehr schön am Meer entlang führenden Highway Nr.1 abfuhren. Eigentlich dachten wir ja die Bergkletterei hätte ein Ende aber die Gegend entpuppte sich als ganz schön hügelig und so kommen wir bis zum Abend trotzdem immer wieder auf über 1000 Höhenmeter.

Die Strasse ist sehr kurvenreich mit vielen schönen Aussichtpunkten auf die am Morgen in leichten Nebel eingehüllte Küste und den dann am Nachmittag herrlich blau schimmernden Pazifik. Da die Landschaft sonst sehr ausgetrocknet ist ergibt das einen interessanten Kontrast. Hier und da gibt es einige Farmen zwischen den kleinen Ortschaften und da das trockene Land sich nicht besonders gut zum Ackerbau eignet werden halt Rinder gehalten. Sonst ist es erstaunlich dünn besiedelt hier an der Küste Nordkaliforniens. Man sieht sehr viele Falken kreisen auf der Jagt nach unvorsichtigen kleinen Nagetieren.

Da man hier im Gegesatz zu Washington und Oregon nicht wild campen darf halten wir uns überwiegend an die State Parks. Diese sind oft besonders schön gelegen und verfügen meistens, neben den normalen Camping Stellplätzen, über sogenannte Hiker & Biker Sites welche nur in etwa 5$ pro Person kosten und damit sehr erschwinglich sind.

Hier wie auch im Reste des Staates gibt es viele Waschbären die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben die armen Camper zu ärgern. Die sind echt furchtlos und haben es raus bekommen so ziemlich jede Tasche zu öffnen und dann natürlich auch zu plündern. Einmal mußten wir mal wieder alles im Dunkeln machen (Zelt aufbauen, kochen etc.) und waren dabei regelrecht von den Tieren umzingelt. Überall rings um uns herum leuchteten uns Ihre Augen entgegen. Aber wir waren cleverer und konnten wie sonst auch unsere Stellung halten. Nachdem wir dann gegessen hatten wurden ordnungsgemäß unsere Essensvorräte in den bereitgestellten Essenskontainern verstaut und wir hatten unsere Ruhe.

Nachdem wir für die meiste Zeit unserer Tour mit besonders schönem Wetter verwöhnt worden sind, regnete es zur Abwechslung mal wieder. Als wir morgens aufwachten regnete es bereits. Wir dachten es würde ja nicht so lange anhalten und als es etwas aufklarte starteten wir. Es dauerte nicht lange und wir wurden pitschnass. So entschlossen wir uns den nächsten Campground anzusteuern und nach gerade mal 25 geradelten Kilometern den Radeltag zu beenden. Zuvor stoppten wir jedoch noch in einem Blumengeschäft in Mendocina um unsere Wasserflaschen aufzufüllen.

Lesley die äusserst nette Verkäuferin zeigte uns den Weg zum Wasserhahn. Als sie dann merkte das wir ja mit unseren Fahrrädern unterwegs sind meinte sie das wir keinenfalls mit den Rädern weiterfahren oder gar draußen zelten sollten. Und zwar sei ein starker Sturm im Anmarsch von dem wir nix wussten da wir ja keine Internetverbindung auf unserem Campingplatz hatten. So schnappte sich Lesley den Telefonhörer und fragte bei sämtlichen Motels und Hotels an ob diese ein freies Zimmer für uns hätten. Da die alle entweder ausgebucht waren oder horrende Preise verlangten, fing sie desweiteren an sämtliche ihrer Bekannten aus dem Ort anzurufen. Kurz darauf rief Devon, ihre Freundin aus Mendocina, zurück und erklärte sie freue sich schon auf die 2 Weltumradler und empfing uns dann keine 10 Minuten später.

Die nächsten 2 Tage regnete es nonstop und den Sturm haben wir dank Lesley und Devon im Trockenen verbracht. An solchen Beispielen kann man mal sehen wir freundlich und hilfsbereit die Kalifornier sind. Devon ist übrigens sehr engagiert in der Entwicklungshilfe Äthiopiens wo sie für längere Zeit ein Projekt für Frauen geführt hat.

Einige Tage später als wir gerade eine Snackpause etwas abseits der Straße hielten hörten wir Stimmen von weitem und sahen kurz darauf zwei Tourenfahrerinnen laut sprechend und singend an uns vorbeifahren ohne dass sie uns bemerkten. Wir dachten uns schon das wir sie früher oder später nochmals auf sie treffen würden.

Bald darauf sahen wir die Mädels tatsächlich aus der Ferne am Strassenrand stehen, gemeinsam mit Ken einem weiteren Radler der uns kurz zuvor überholte. Alle drei schauten sie eine Schlucht hinunter als hielten sie Ausschau nach etwas. Als wir auch an der Kurve ankamen erkundigten wir uns bei den Mädels ob alles in Ordnung sei und sie meinten Sie haben eine Frau nach Hilfe rufen gehört.

Maggy, die damit beschäftig war der sehr laut und lustig redenden Michelle zu lauschen, hatte die Hilferufe von der Ferne aus wahr genommen, stoppte dann und glaubte es zuerst kaum. Die Sache sah so aus: eine Frau hing in den Bäumen oder Gestrüpp der abseits zum Meer hin führenden Schlucht fest und rief mit so ziemlich letzter Kraft um Hilfe da sie die Mädels aus der Ferne hatte reden hören. Und die beiden haben vollig richtig reagiert. Da sie es eh nicht runter in die Schlucht geschafft hätten stoppten Sie das erste vorbei fahrende Auto und glücklicherweise war da durch Zufall eine Zivilstreife der Polizei drin. Sofort riefen sie ein Rettungsteam und einen Krankenwagen via Funk und machten sich dann daran die Frau zu suchen und erste Hilfe zu leisten.

Eine Polizistin die wir später am Abend trafen meinte, die arme Frau hing da unten bereits für eine ganze Woche fest !!!!!!!!! Wir sind  ja meistens schon völlig mit den Nerven runter wenn wir auch nur auf einen Bus warten müßen…

Die nette Polizistin mußte dann jedoch doch ihren Job tun und hat uns von unserm Wildcampingplatz auf den nächsten staatlichen Campground geschickt, jedoch zum Hiker & Biker Tarif (der an diesen eigentlich gar nicht angeboten wurde) da sie sehr angetan war von den beiden Mädels und uns beiden auch ein wenig.

An dieser Stelle von uns und im Namen aller “Alpays on Tour”-Leser to Michele and Maggy: “You girls are awesome we all are very proud about you and your prompt and intellegience reagtion in order to free this desperate and lost woman.”

Da wir uns hier nun von Nordkalifornien verabschieden möchten wir uns desweiteren noch bedanken bei:

Janet und Barry aus Arcata mit denen wir einen unvergesslichen Abend hatten und wir wünschen ihnen dass sie Ihre große Fahrradreise eher früher als später starten können.

Colleen aus Point Arena, die uns spontan ihr Garagenzelt zum Campen zur Verfügung stellte. Das Zelt hatte fast die größe einer Wohnung, wir haben noch nie in einem so großen Zelt geschlafen!