Pampa Gaucho, 5-12/6/2012

Brasilien | 13. Juni 2012 00:25

Nachdem wir, ohne zu merken, plötzlich in Brasilien ankamen hörten wir das sich die Nachbarländer Brasilien und Uruguay wohl so gut verstehen das sie es nicht für nötig halten einen Grenzposten aufzustellen. Die eine Hälfte der Plaza gehört zu Uruguay und man spricht Spanisch und zahlt in Pesos und auf der anderen Hälfte spricht man Portugiesisch und zahlt in Reales. Zur Orientierung haben die sich ach so gut verstehenden Genossen einfach jeweils ihre Landesfahne in nem Abstand von ca 5 Metern aufgestellt.Vielleicht war es auch nur für den einen Tag und extra für uns den so viele Kurdos und Alemanes überqueren die Grenze eh nicht.

An der Grenze auf der Plaza welche die Städte Livramento und Rivera und die Länder Brasilien und Uruguay trennt

Teilweise waren wir 4-5 mal im Nachbarland. Schlußendlich entschieden wir und unsere letzten Pesos im Supermarkt zu verbraten um uns nun ganz den Brasilianern zu witmen. Was uns sehr wunderte ist das beide Seiten der Grenze so überteuert sind obwohl es in Brasilien doch etwas günstiger ist zumindest was das Essen betraf. Uns wurde mehrere Male gesagt das es kein Problem sei sich in Brasilien auf Spanisch zu verständigen was auch zum Teil stimmt den die Leute verstehen mehr oder weniger was wir sagen aber umgekehrt verstehen wir nur Bahnhof und da wir eh ständig beschäftigt sind hatten wir echt noch keine wirkliche Möglichkeit zumindest etwas der Landessprache zu erlernen. Dies haben wir uns eigentlich für heute vorgenommen aber ob das zu unserem 2. Hochzeitsfeiertag gelingt liegt noch in den Sternen.
Nach fast 2 Jahren auf Tour haben selbst wir verstanden das man sich auf das Unerwartete einstellen muß und sind eigentlich auch bereit mit Mißlagen welcher Art auch immer umzugehen, aber hättet ihr Anfang Juni mit Minustemperaturen in Brasilien gerechnet?
Klar auch hier gibt es eine Zeit die Leute Winter nennen aber das hat uns echt ein wenig aus der Bahn geworfen. Morgens ist noch alles gefroren und ein Start vor 9:30 Uhr ist eh nicht drin da wir uns, obwohl wir ja längst wach sind, nicht aus den Federn trauen. Da die Tage eh kurz sind und Wind und Wetter sich uns gegen gestellt haben liegen unser Tagesdistanzen auch nur bei 50-65 Km. Da wir uns mit teilweise 3 Jacken, Kopf-und Halsbedeckung etc vor dem Frieren schützen, müssen wir hier in der hügeliegn Landschaft bei den Anstiegen immer wieder stoppen um nicht zu sehr ins Schwitzen zu kommen da die Abfahrt natürlich die Gefahr einer Erkältung in sich birgt.
Wie so oft auf unserer Campingplatzsuche hatten wir hier in der Pampa Gaucho wieder einmal mehr Glück als Verstand. Wenn wir bei den sehr wenigen Farmen nach nem Platz zum Campen auf der Wiese fragten meinten die Gauchos das es zu kalt sei zum Zelten und ob wir nicht lieber in deren Personalhäusern die Nacht verbringen möchten. Bei den Minustemperaturen nahmen wir dies natürlich gerne an. Obwohl wir ja mittlerweile doch einiges gewöhnt sind denken wir das es unserer Gesundheit nur gut tun kann.

Bei Guilherme und seiner Familie waren wir herzlich eingeladen und seine Eltern kamen vorbei um uns kennen zu lernen denn vor etwa 15 Jahren oder mehr hatten sie schon mal 2 Radler bei sich campen. Die  Mitarbeiter der Farm ließen uns erst gar nicht selber kochen sondern hatten  schon für uns gekocht. Am nächsten Morgen bereitete uns Elizabeth, die Mutter von Guilherme, ein schönes Frühstück zu und wir verstanden uns glücklicherweise herrlich mit nem Mischmasch aus Spanisch, Portugiesisch, Händen und Füßen. Elizabeth gab uns noch frische Milch von ihrer Farm und nen Pott Honig mit auf dem Weg. Sie war so besorgt um uns dass wir bei solchen Temperaturen radeln dass sie mit einer Jacke für die Dagmar unterm Arm ankam.Glücklicherweise konnten wir sie davon überzeugen das wir mit Klamotten sehr gut bestückt sind und konnten die Jacke mit guten Gewissen ablehnen.

Mit Guilherme (neben Mete) und seinem Gaucho Team

Dagmar und Elizabeth

Am darauf folgenden Tag machten wir so ziemlich die gleiche Erfahrung. Der Farmbesitzer fragte wo wir denn her seien. Nachdem die Verständigung zwischen uns ein wenig holprig war, meinte er, seine Frau sei ebenfalls Deutsche und so kam Rineta aus dem Haus. Wir quatschten erst mal ne Weile auf deutsch und auch hier bekamen wir das Personalhaus zur Verfügung gestellt. Obwohl wir ja innen drinnen waren haben wir trotzdem unser Zelt aufgebaut da es wie gesagt nachts tief in die Minusgrade ging und das Personalhaus keine Heizung hatte. Als wir morgens aufwachten hatten wir geschlagene 4 Grad Celsius im Zelt.

Mit Rineta und ihrem Mann

Anstatt das es mal ein wenig wärmer wurde und der Wind abflaute bekamen wir am nächsten Tag noch tiefere Temperaturen und einen sehr starken eiskalten Wind genau von von vorne um die Ohren und Nasen geweht. Hier hatte es ein Gaucho besonders gut gemeint mit seinen Angus Rindern und die Tiere hatten allesamt ein Schafsfell umgebunden. Sowas haben wir bisher noch nirgends gesehen.

Gut behütete Rinder duch Schaf-Felle gewärmt

Selbst mittags wo es ja an der Zeit wäre sich einiger Schichten der Jacken zu entledigen war dies auf Grund des Windes nicht drin. Nach einem sehr anstrengenden kalten Tag mit gerade mal 50 hart erkämpften Kilometern waren wir froh als wir ein Hotel am Ortsrand von Sao Gabriel fanden welches ein großes, sauberes und günstiges Zimmer hatte. Hier stoppten wir und tauten unsere fast gefrorenen Finger wieder auf. Auch tagsdrauf suchten wir wieder Schutz in einem warmen Hotelzimmer, war denn zusätzlich für die eh schon eiskalte Nacht noch Regen angesagt. Zum Glück ist es seit heute ca 10 Grad wärmer und wir hoffe dass dass dies die nächsten Tage so bleibt und wir sehr bald die Küste und nördlichere Regionen Brasiliens zu erreichen.

Pampa Gaucho Land

Fluss und Strände bei Rosario do Sul

Sonnenuntergang bei Sao Gabriel