Camiri bis Sucre, 12/9-4/10/2012

Bolivien2 | 5. Oktober 2012 01:40

Am Ende blieben wir in Camiri ganze 3 Wochen bis wir uns einigermaßen fit fühlten um weiterzufahren. Da uns von mehreren Seiten die Benutzung der Direktverbindung über Monteagudo nach Sucre wegen derzeitiger Bauarbeiten aus Sicherheitsgründen und Sperrungen abgeraten worden war fuhren wir an der Abzweigung vorbei. Auch schob uns ein guter Rückenwind auf dem schönen Asphalt voran und wir kamen gut vorwärts. Leider drehte der Wind jedoch bereits einen Tag später und verlangsamte uns so sehr dass wir für die Strecke nach Santa Cruz, für die wir eigentlich drei Tage angepeilt hatten, sechs Tage benötigten und teilweise fast vom Rad flogen.

kleiner Salzsee

trockenes Flussbett

ein riesen Holzstück an der Hauswand

oder doch ein Insekt?

Schon auf dem Weg nach Santa Cruz merkten wir dass wir noch nicht so ganz gesund sind und legten hier notgedrungen nochmals ein paar Ruhe-/Kranktage ein. Die in letzter Zeit sehr häufigen Ausfalltage schlugen nun auch sehr auf unsere Stimmung, vor allem als wir nochmal nachkalkulierten wieviel Tage wir noch in Bolivien haben würden und wieviele Radel- und Ruhetage wir benötigen würden um über das Altiplano, den Salar de Uyuni und die Lagunenroute nach Chile oder Argentinien auszureisen. Das war alles nicht mehr zu schaffen denn schon Ende Oktober läuft unser Visa aus und die Migration vor Ort bestätigte uns dass dies nicht weiter verlängerbar ist. :-(

Nach langem hin und her und schweren Herzens fuhren wir somit einmal quer durch die Stadt zum Busterminal um uns über Abfahrzeiten und Preise nach Sucre zu informieren. Wir hatten das Terminal noch nicht mal betreten als wir von zwei Herren in blauen T-Shirts und Interpol-Ausweisen um den Hals gestoppt wurden. Sie wollten unsere Pässe und Einreisestempel kontrollieren. Natürlich hatten wir diese nicht dabei. Dies war bislang noch nie von Nöten gewesen wenn wir uns innerhalb einer Ortschaft bewegten und wir wollen ja auch kein Risiko eingehen dass diese auf der Strasse geklaut werden. Leider hatten unsere deutschen Personalausweise für die Herren keine Bedeutung und so fuhr Mete einmal quer durch die Stadt wieder zum Hotel um die Reisepässe zu holen während Dagmar im Büro von Interpol unter Gewahrsam auf seine Rückkehr wartete. Es verging über eine Stunde bis Mete sich zweimal durch den Berufsvekehr gekämpft hatte und mit den Pässen zurückkam. Nach sorgfältigster Kontrolle unserer Pässe und Angaben mussten die Beamten dann doch einsehen dass wir nicht illegal im Lande sind und ließen uns dann nach insgesamt etwa 3 Stunden in Haft wieder gehen. Auch von der angedrohten Strafe für das Nichtmitführen der Pässe sahen sie ab.

Die Organisation der Busfahrt war nicht weniger stressig. Hieß es bei Buchung der Tickets noch dass die Fahrräder in etwa je 15 Bolivianos kosten würden wollten die beim Einladen dann auf einmal je 100 Bolivianos pro Rad!!! Wie bitte? Am liebsten hätten wir jetzt die Fahrt abgesagt, unser Geld für die Tickets zurückgefordert und wären woanders eingestiegen. Aber dies hätte nochmals mindestens einen Tag Verzögerung bedeutet. Auch war die Strecke von Santa Cruz nach Sucre gerade erst einen Tag zuvor von einer tagelangen Demonstration und Strassenblokade befreit worden und wir fürchteten die könnten die Strecke wieder sperren was noch einige Tage länger in Santa Cruz bedeuten würde. Also blieben wir hartnäckig und handelten am Ende den Preis für den Transport der Räder auf zumindest je 40 Bolivianos runter, natürlich auch gegen Rechnung damit wir uns gegebenfalls noch Beschwerden können.

Am nächsten Morgen kamen wir sehr gerädert und müde in Sucre an. Die 14 Stunden Fahrt war über Nacht gegangen aber viel geschlafen hatten wir nicht. Zum einen war die Hälfte der Strecke unasphaltiert was ein ganz schönes Geruckel und Gewackel und eine starke Geräuschkulisse bedeutete und Dagmar war die ganze Zeit damit beschäftigt das Fenster neben ihr zu schließen dass durch das Geruckel immer wieder aufsprang. Dann hatten die angepriesenen Halbliege-Sitze auch schon mal bessere Tage gesehen. Dagmars Sitz blieb noch nicht mal in der Liegeposition und so verbrachte sie die Nacht in aufrechter Position welches warscheinlich dennoch das bessere Los war. Metes Sitz ließ sich zwar auf die Halbliegeposition verstellen, jedoch war der Sitz vor ihm so defekt dass aus dem Halbliegesitz ein Liegestuhl wurde und der arme Mete die ganze Nacht damit beschäftigt war sich etwas Platz under der Rückenlehne der Vorderdame die bereits auf seinen Knien auflag zu erkämpfen.

Inzwischen sind wir jetzt schon fast eine Woche in Sucre. Geplant war so 3-4 Tage hier zu verbringen zur Höhenakklimatisierung auf 2800 Metern. Jedoch fühlten wir uns immer noch schlapp, unfit, kraftlos, generell krank mit den unterschiedlichsten Symptomen je nach Tagesverfassung zwischen Magen-Darm-Problemen, Erkältungserscheinungen, Kopfschmerzen, etc…. Auf jeden Fall keine gute Voraussetzung um das Altiplano in Angriff zu nehmen und so sind wir hier erst nochmal zu einem guten Arzt gegangen, der uns von einem in Sucre lebenden Belgier empfohlen wurde, und hoffen sehr dass der Rundumcheck ein Ergebnis bringt und uns der Arzt bald wieder fit für die Weiterreise bekommt. Auf die Ergebnisse der sehr umfassenden Blutabnahme warten wir noch.

Aufgrund dessen dass wir nicht wissen was der Grund unseres ständig krank seins ist, liegt unsere zweite Bolivien Statistik zur Zeit bei 7 Radeltagen, 3 Tage WV Projektbesuch und 30 Ruhe-/Krankheitstage mit mehreren Arztbesuchen. Das das sehr demontivierend ist könnt ihr euch sicherlich vorstellen vor allem da wir nicht wissen wann wir weiterfahren können und dies komplett unsere Bolivien-Planung durcheinander wirft. Die Besteigung des 6000er Berges Potosi die Mete sich vorgenommen hatte ist schonmal gestrichen, so wie die Lagunenroute welche sicherlich zu den Highlights unserer gesamten Tour gehört hätte.

Zumindest ist Sucre, die bolivianische Hauptstadt mit weißem Stadtkern im Kolonialstil, der richtige Ort um sich auszukurieren und es gibt hier alles was das Touristenherz oder das kranke Radfahrerherz begehrt. Für uns ist Sucre bislang die schönste Stadt Boliviens. Es gibt zahlreiche nette Cafes und Restaurants, viele unter europäischer Führung, mit gutem, sauberem und abwechslungsreichem Essen und netter Atmosphäre in denen wir viel Zeit verbringen und so können wir es uns den Umständen entsprechend gut gehen lassen und hoffen dass dies unsere Genesung vorantreibt.

Sucre

Sucre

Sucre

Sucre

Sucre