Ankunft im Iran, 6.-8.9.2013

Iran | 9. November 2013 07:21

Am 18. 6. 1392 nach iranischer Zeitrechnung standen wir nun an der Grenze der islamischen Republik. Zuvor hatte sich Dagmar noch ihre Windjacke angezogen und ihr rotes Banfftuch auf den Kopf denn im Iran ist langärmelige Kleidung und Kopfbedeckung für alle Frauen gesetzlich vorgeschrieben.

Auf kurdischer Seite mußten unsere Taschen noch durch den Röntgenscanner  und ein Mann, bei dem wir uns nicht sicher waren ob er Zivilpolizist oder ähnliches war,  meinte zum kurdischen Beamten und kurdischen Mete, dass Dagmar drüben wohl kein Fahrrad fahren dürfe!!

Mete erzählte den Männern dass wir von anderen Radfahrerinnen wissen die über eine andere Grenze eingefahren waren und daß es keinerlei Probleme für sie gab. Nach viel Überzeugungsarbeit von Mete  ließen uns die Kurden dann schließlich auch mitsamt den Rädern ausreisen.

Nun waren wir auf eine stressige Einreise vorbereitet. An der Grenze war auch ziemlich viel los und die Zöllner checkten auch jede einzelne Tasche von uns um sicherzustellen das wir keinen Alkohol oder sonstiges Illegales einschmuggeln. Als sie dann unsern Fahrradweltreiseführer entdeckten schmolz das Eis sehr schnell und mit ca 10 Beamten schauten sie sich mit offenen Mündern die Bilder darin an. Als Mete das Buch wieder haben wollte hieß es, er solle sich doch mal nen kleinen Moment gedulden, hehe, ok kein problem.

Auf einmal wurden die Grenzbeamten immer netter und öffneten uns ein Tor und wir durften an den knapp 100 Leuten die in der Schlange standen vorbei. Dies war weil wir ja ein offizielles Visum hatten. Nach ner knappen halben Stunde Warterei ging einer der jungen Soldaten mit dem Mete zum Geldwechseln um sicherzustellen das wir auch nicht betrogen werden. Tatsächlich schaute der Soldat mit Adlerauge zu und meinte zum Wechsler dass noch etwas fehlte, und dieser legte noch einen Schein drauf. Im Nachhinein wissen wir dass wir einen sehr guten Kurs erhalten hatten.

So nun waren wir drin im iranischen Kurdistan und pedalten unsere ersten Meter im Gottestaat. Schon in den ersten Minuten wurden wir sehr nett von einer Familie, die uns mit Ihrem Auto überholt hatte, angesprochen. Mit sehr freundlichen Blicken fragten sie uns wo wir den herkommen und ob wir sie nicht in Isfahan besuchen möchten? So kamen wir mit einem Gemisch aus Englisch und Türkisch ins Gespräch mit Hosein, seiner Frau Hogar und ihren Töchtern Fatime und Mohadeseh, die sich als Iranische Türken vorstellten und eine art Aserbaidschan Türkisch sprachen was sich aber doch sehr von Metes Türkisch unterschied.

Zwischenzeitlich hielten auch andere Autos an mit Leuten die uns anlächelten und sich einfach nur zu freuen schienen. Wir sind nun schon ganze 2 Kilometer im Land.

Dann begann es auch schon zu dämmern. Wir wollten uns schon verabschieden da wir ja noch einen Hotel oder Campingplatz brauchten aber Mohadeseh meinte, sie würden auch ihr Zelt aufschlagen und zwar im Stadtpark. Hm… naja, Stadtpark? Ok was solls, dachten wir uns und machten uns auf dem Weg. Wir wussten dass es noch etwa 10 Kilometer waren bis zur Stadt aber dass dafür noch mehrere hundert Höhenmeter zu bewältigen waren hatten wir nicht mit eingerechnet und so kamen wir erst bei Dunkelheit an der Stadtgrenze an wo  die Familie bereits auf uns wartete und dann mit uns im Schlepptau einmal quer durch die Stadt bis zum Park fuhr. Dieser erinnerte uns dann ehre an einen Campingplatz als an einen Park. Geschätzte 20 Zelte standen schon und es wurden noch mehr da das Zelten in Parkanlagen im Iran als ziemlich normal gilt. Toiletten und Wasserhähne gibt es natürlich auch. Ein junger Mann kam auf uns zu und bot uns an im Pavillion unser Zelt aufzubauen denn er und seine Familie würden sehr bald aufbrechen. So gesellten wir uns zu ihnen und aßen alle gemeinsam Abendbrot. Bevor der junge Mann seiner Familie aufbrach gab er uns noch seine Kontaktdaten und lud uns ein ihn doch in Maschad (leider lag es nicht auf unserer Strecke) zu besuchen. Tag eins im Iran und die offene Art der Menschen gefiel uns super.

Noch am gleichen Abend wurden Metes Rippenschmerzen immer schlimmer und  krank wurde er auch noch. Hosein meinte, er könne ihn morgen ins Krankenhaus fahren denn schlafen ging nur noch mit ner guter Ladung Schmerzmittel. Am nächsten Morgen fuhren die beiden dann auch ins Krankenhaus und die Gemütlichkeit vom Park tauschten sie hier gegen ein absolutes Chaos ein. Nach dem Röntgen ging Mete wieder zum Doc. Der hatte aber momentan nicht so viel Zeit, denn er mußte sich erstmal nem lauthalsen Streit mit einem anderen Patienten widmen. Die darauf folgende Schlägerei wurde von anderen Patienten und Ärzten vorerst unterbunden. Als Mete von der Apotheke nebenan mit ner Spritze und Medikamenten in ein Ambulanzzimmer eintrat, hatten er und Hosein die Schlägerei knapp verpasst. Naja nächstes mal gibt es bestimmt noch eine, dann können wir vieleicht von nem ordentlichen Boxkampf berichten ;-)

Hosein und seine Familie verlängerten ihren Aufenthalt im Park um einen weiteren Tag und Mohadeseh schrieb mit Dagmar die wichtigsten Floskeln, die wir im persischen brauchen könnten, auf. Sie erklärte uns auch ein paar Verhaltensregeln, was man im Iran im Normalfall nicht tun sollte, z.b kein Händeschütteln zwischen Männern und Frauen und Daumen nach oben entspricht unserem Mittelfinger zeigen und einiges mehr…

Tags drauf mussten unsere neuen Freunde ihre Rückfahrt antreten, aber wir würden sie auf alle Fälle in Isfahan wiedersehen.
Da Mete immer noch ein wenig kränkelte, seine Rippenschmerzen waren jedoch schon etwas besser, verlängerten wir noch einen Tag im Park. Nach all der Action im irakischen Kurdistan genossen wir die Gemütlichkeit des Parkes und die angenehme Art der Iraner um uns herum sehr. Nur an das ständige Kopftuchtragen muss Dagmar sich noch gewöhnen.

Camping im Park

Camping im Park

von Links: Hosein, Mohadeseh, Fateme, Hogar, Dagmar

von Links: Hosein, Mohadeseh, Fateme, Hogar, Dagmar

von links: Hogar, Fateme, Mohadeseh

von links: Hogar, Fateme, Mohadeseh

die offene und freundliche Art der Iraner gefällt uns sehr

die offene und freundliche Art der Iraner gefällt uns sehr

Einladung zum Mittagessen

Einladung zum Mittagessen