Isfahan, 24.-30.9.2013
Nachdem wir den Flughafen verließen machten wir uns auf den Weg in den Osten Isfahan da unsere Freunde Hosein und seine Familie, welche wir direkt an der Grenze in Piranshar kennengelernt hatten, dort leben. Wir hatten ausgemacht, dass sie uns unterwegs aufgabeln und dann bis zu ihrem Zuhause vorfahren.
Auf dem Weg grüßte uns ein Mann auf seinem Motorrad. Da er keinerlei Türkisch und auch kein Deutsch sprach und wir immer noch kein Persisch, fragte er uns gestikulierend ob wir nicht mit zu ihm wollten. Wir erklärten, ebenfalls gestikulierend, dass wir bereits erwartet würden. Aber er fragte nochmals und nochmals… Ok, auf einen Tee sollte es sich zeitlich ausgehen, dachten wir uns, und der Mann fuhr mit uns zu sich nach Hause. Die Gegend in der er wohnte war ziemlich einfach und wir erregten schon viel Aufmerksamkeit in seiner Nachbarschaft, den viele Touristen werden sich wohl nicht dahin verirren. Dort angekommen stellten wir fest, dass er alleine wohnt und anstelle eines Tees wollte der Gute anfangen zu kochen. Oje, dafür hatten wir aber keine Zeit. Noch weniger als er uns mit Händen und Füßen zu verstehen gab dass er jetzt einkaufen gehen wolle und vorher noch ne Kleinigkeit zu erledigen hätte und dann so in zwei Stunden zurück sei. Er wollte schon fast die Tür zumachen und wir versuchten ihm klar machen dass wir nicht so viel Zeit haben und nicht bleiben können. Der Gute verstand jetzt schon die Welt nicht mehr, hatte er sich doch sichtlich gefreut. Wir packten unsere Räder, gingen raus, wo ihm seine Nachbar-Frauen zu Hilfe eilten und uns ebenfalls mit allen Mitteln überzeugen wollten doch zu bleiben. Irgendwann fuhr der Mann uns wieder dort hin wo er uns zuerst getroffen hatte.
Wir machten uns weiter auf den Weg. Mittlerweile waren wir in telefonichem Kontakt mit Fateme und Mohadeseh und versuchten unseren Aufenthaltsort anhand von Strassenschildern durchzugeben. Wir warteten neben der Schnellstrasse unmitellbar an einer Ausfahrt unter einem großen Baum eines Miniparks der uns Schatten spendete. Die Räder ließen wir an der Strasse stehen damit sie Hosein und seiner Familie, die bereits auf dem Weg waren, auch gesehen werden.
Wir wurden aber noch von jemandem anderen gesehen und ratet mal von wem?? Richtig, von unserem Freund von gerade eben . Und wieder ging das Spiel von vorne los. Er wollte uns wieder einsammeln und mit nach Hause nehmen! Aber diesmal blieben wir stur und irgendwann verstand er dass wir uns hier keinen Zentimeter wegbewegen würden. Also fuhr er nochmal weg und kam kurz darauf wieder zurück, diesmal mit einem Zelt (!), einer Picknickdecke, Snacks und ca 50 Küchenmagazinen die wir dann auch brav alle mit ihm durchgingen.
Seit Beginn unserer Zeit im Iran hatten wir nur durch unser Erscheinen schon viele beinahe Unfälle ausgelöst denn viele Leute gucken einen nicht nur kurz an sondern bleiben mit ihren Augen regelrecht kleben und vergessen alles andere wie z.B. auf den Verkehr vor Ihnen zu achten. Plötzlich hörten wir einen lauten Knall und sahen dann noch wie ein Motorradfahrer in großem Bogen über ein stehendes Auto auf die Strasse flog und die nachfahrenden Autos mit quietschenden Bremsen auf ihn zuschlingerten. Wir bekamen unseren Mund nicht zu denn die Situation war schon sehr erschreckend. Aber glücklicherweise wurde der Motoradfahrer nicht noch überfahren und stand auch ziemlich schnell wieder auf den Beinen.
Bald darauf kamen dann auch Hosein, Hogar und Fateme. Wir folgten den dreien, die mit ihrem Auto vorfuhren, in die Stadt hinein. Auf halben Weg, mitten im hektischen Stadtverkehr, fuhr ein Mopedfahrer neben uns her und plapperte etwas vor sich hin. Mete erklärte ihm, dass wir nicht anhalten können und auch gar nicht wollten. Als er wieder mal zu nah kam schickte Mete nun in einem anderen Ton, den Deppen weg der uns schon fast in mehrere Unfälle getrieben hat. Der Typ muß irgendwas Komisches zu sich genommen haben denn er zwitscherte und fuhr auch komisch auf seinem Moped. Als er dann irgendwann in einer Lücke anhielt fuhren wir weiter, er dachte wohl wir würden auch halten und mit ihm trällern. Wir dachten wir wären ihn los aber plötzlich tauchte er unbemerkt wieder von hinten auf, gab im Vorbeifahren Dagmar einen Klapps und flüchtete. Mete hat nur die plötzliche Bewegung zur Dagmar hin gesehen und zog zur Straßenmitte um den Typen zu stoppen. Der gab aber Vollgas auf seinem Motorrad. Mete jagte ihn noch in der Hoffnung ihn irgendwie zu fangen, aber leider wurde da nix draus. Hosein, der vielleicht hundert Meter vor uns war, hat das nicht mitbekommen denn sonst hätte er das Kennzeichen aufgeschrieben. 70 Hiebe mit einen Ledergürtel wäre die hiesige Bestrafung gewesen, erfuhren wir im Nachhinein.
So nun kamen wir endlich in Isfahan an, hatten wir doch schon ein erreignisreichen Morgen hinter uns. In Hoseins Haus machten wir es uns dann erstmal gemütlich und nickten dann auch beide kurz ein. Am Abend kam dann auch Mohadeseh mit ihrem Mann Mohamed vorbei, der uns schon lange erwartete. Gemeinsam fuhren wir ins Zentrum und schauten uns den Imam Square und die dazu gehöhrigen Souvenierläden an.
Tags drauf ging es mit Hosein zur Immigration, denn auf unserem Visum hatten wir nur noch einen Tag übrig. Die Passfotos, die wir noch mit Mohamed in einem Fotoladen haben machen lassen wurden mit Photoshop bearbeitet, da wir es ja nicht ausdrücklich anders gewünscht hatten. Darauf sieht Mete wie ein 16-Jähriger mit grauen Haaren aus. Aber für die Visaverlängerung war dies kein Problem. Hosein unterschrieb zig mal für uns und falls wir was anstellen sollten würde er zur Rechenschaft gezogen werden. Wären wir ohne ihn da hin hätte es nicht so einfach geklappt, meinte der Angestellte, der wirklich hilfsbereit war.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Erkundschaften der Umgebung, einen Trip in die Wüste wo wir auch Kamele sahen und vielen Begegnungen mit der weiteren Familie vor allem mit der Familie von Hogars Schwester Maryam und ihrem Mann Dr. Khalil und den Kindern. Dr Khalil wird von allen nur Doctor genannt weil er, seit er Arzt ist, in Kriesengebiete fährt und erhenamtlich den Schwachen und Armen dieser Welt hilft. Er ist ein gutherziger religiöser Mensch, ebenso wie der Rest seiner Familie, und hilft den Menschen wo er nur kann.
Nach mehrmaligen Verlängern unseres Aufenthaltes bei der superherzlichen Familie in Isfahan ging es dann an Metes Geburtstag weiter in Richtung Shiraz. Nach ca 40 Kilometern sahen wir in der Ferne einen Radfahrer, allerdings ohne oder besser gesagt mit sehr wenig Gepäck. Als wir uns näherten war es doch ein Tourist. Der junge Mann radelte in Rekordzeit von Hamburg hierher. Sein ganzes Hab und Gut für diese Reise hatte er in einem kleinen Rucksack welcher höchstens 7kg wog. Hans ist gebürtiger Ostpreuße der seit über 50 Jahren in den USA lebt. Viele Reisen hat er schon hinter sich und ist topfit mit seinen 72 Jahren. So fuhren wir dann zu 3 weiter. Am späten Nachmittag klingelte unser Telefon und es war Fateme die anrief. Sie wollte wissen wo wir den gerade seien? “Hm, so 10 Kilometer vor Shahreza…”. “Ok”, und weg war sie, die Leitung war unterbrochen. Keine 5 Minuten später wurden wir überholt, und wer steigt da aus?? Dr. Khalil, mit seinem Bruder, Frau Maryam, ihren drei Kindern und Fateme. Wow, was für eine Überraschung! Sie wollten uns nochmal sehen und kamen die 90km hierher.
Gemeinsam schauten wir uns den Imamzadeh Shah Reza Schrein in Shahreza an, welchen wir sehr schön fanden. Doctor meinte schon dass Shahreza nicht unbedingt ein sicherer Ort wäre und nachdem wir mehrmals von Mopedfahrern bedrängt und zum Teil angpöpelt wurden, rief er einen Freund an. Der organisierte dann dass für uns die Pforten einer Tagesklinik geöffnet wurden und wir die Erlaubnis erhielten im Gebetsraum zu nächtigen. Wir verbrachten einen sehr schönen gemeinsamen Abend mit dem Doctor und seiner Familie, Fateme und Hans bis wir uns dann aber leider entgültig verabschieden mussten denn sie hatten ja noch einen guten Rückweg vor sich.